unesco_bericht10_150New York (epo.de). - Die Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise drohen Millionen Kindern in den ärmsten Ländern der Welt den Zugang zu Bildung zu verwehren. Das ist das Fazit des diesjährigen UNESCO-Weltbildungsberichts "Ausgeschlossene einbinden" ("Reaching the Marginalized"), der am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York veröffentlicht wurde. 72 Millionen Kinder weltweit besuchen demnach noch immer keine Schule.

Dem Bericht zufolge gefährden sinkendes Wirtschaftswachstum, steigende Armut und erhebliche Sparzwänge die Fortschritte der letzten zehn Jahre. Es fehlten jährlich rund 16 Milliarden US-Dollar, um das Ziel "Bildung für alle" im Jahr 2015 zu erreichen.

"Während Industrieländer ihre wirtschaftliche Erholung voranbringen, drohen vielen Entwicklungsländern Rückschritte in der Entwicklung ihrer Bildungssysteme. Wir können es uns nicht leisten, eine 'verlorene Generation' von Kindern ohne Zugang zur Bildung zu schaffen, denen die Chance genommen wird, der Armut zu entkommen", erklärte UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova.



Der im Auftrag der UNESCO von einem unabhängigen Team verfasste Bildungsbericht (Education for all – Global Monitoring Report) gibt jährlich einen Zwischenstand nach dem Weltbildungsforum in Dakar 2000, auf dem sich 164 Länder verpflichtet hatten, sechs Bildungsziele bis zum Jahr 2015 zu erreichen: Ausbau der frühkindlichen Förderung und Erziehung, Grundschulbildung für alle Kinder weltweit, Absicherung der Lernbedürfnisse von Jugendlichen und Erwachsenen, Halbierung der Analphabetenrate unter Erwachsenen, Gleichberechtigung der Geschlechter und Verbesserung der Bildungsqualität.

Die Deutsche UNESCO-Kommission und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung veröffentlichen zum weltweiten Launch gemeinsam eine deutschsprachige Kurzfassung des Berichts.

HINTER DEN ZIELEN ZURÜCKGEBLIEBEN

unesco_bericht10_300Der aktuelle Weltbildungsbericht zeigt einige wichtige Erfolge der letzten zehn Jahre auf. Diese widerlegen das Vorurteil, dass Entwicklungsländer unfähig seien, schnelle Fortschritte in der Bildung zu machen. Doch insgesamt erfolgten die Fortschritte zu langsam, um das Ziel der Grundschulbildung für alle Kinder bis zum Jahr 2015 erreichen zu können. Der Bericht kritisiert das Versagen der Regierungen, extreme Ungleichheiten im Bildungssystem zu bekämpfen, und das Ausbleiben der notwendigen Mittel seitens der Geber.

Rund 72 Millionen Kinder im Grundschulalter und 71 Millionen Jugendliche weltweit besuchen dem Bericht zufolge keine Schule. Setzen sich die derzeitigen Trends fort, werden auch im Jahr 2015 noch 56 Millionen Kinder im Grundschulalter keine Schulbildung erhalten.

Der Bericht hebt hervor, dass Armut einer der schwerwiegendsten Gründe für Benachteiligung in der Bildung ist. Weltweit leben 1,4 Milliarden Menschen mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag. Die Kosten für die Schulbildung konkurrieren häufig mit Ausgaben für grundlegende Bedürfnisse wie Gesundheits- und Nahrungsversorgung.

Weiterhin unterstreicht der Bericht, dass Geschlechterdisparitäten noch tief im Bildungssystem verankert blieben. So gingen in Afghanistan beispielsweise pro 100 Jungen nur 63 Mädchen zur Schule. Auch die Anzahl der erwachsenen Analphabeten habe sich kaum verringert: momentan seien es 759 Millionen, davon zwei Drittel Frauen.

Eine zentrale Schlussfolgerung des Weltbildungsberichts 2010 ist, dass die Gebergemeinschaft bisher das im Jahr 2000 eingegangene Versprechen gebrochen habe, dass kein Land, das sich dem Ziel "Bildung für alle" verpflichtet hat, aufgrund fehlender Finanzmittel scheitern dürfe. Der Bericht schätzt, dass einkommensschwache Länder zusätzliche sieben Milliarden US-Dollar pro Jahr, oder 0,7% ihres Bruttoinlandsprodukts, für die Bildung aufbringen könnten. Aber selbst dann bleibe eine Finanzierungslücke von 16 Milliarden US-Dollar jährlich für 46 einkommensschwache Länder, um das Ziel "Bildung für alle" zu erreichen. Der Bericht fordert den UN-Generalsekretär auf, eine hochrangige Geberkonferenz im Jahr 2010 einzuberufen, um diese Lücke zu schließen.

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