wfpBerlin (epo.de). - Das Welternährungs-Programm der Vereinten Nationen (WFP) muss seine Nothilfe für die Erdbebenopfer in Haiti zumindest bis Ende 2010 ausdehnen. Rund zwei Millionen Menschen seien bis dahin auf Ernährungshilfe angewiesen, teilte das WFP am Donnerstag in Berlin mit. Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF berichtete, trotz massiver internationaler Hilfe sei die Not der Kinder in Haiti weiter überwältigend.

Das WFP nannte die Nothilfe in Haiti die komplexeste Herausforderung, vor der das UN World Food Programme in seiner Geschichte gestanden habe. Das WFP werde insgesamt etwa 800 Millionen US-Dollar benötigen, um bis Ende 2010 Nahrungsmittelhilfe zu leisten sowie andere Hilfsorganisationen logistisch und in der Telekommunikation zu unterstützen.

Das WFP hat fünf Korridore eingerichtet, über die Nahrungsmittel und andere Hilfsgüter ins Land gebracht werden: Über Strassen aus der Dominikanischen Republik, mit Flugzeugen über die Flughäfen von Port-au-Prince und Barahona sowie über die Seehäfen in Port-au-Prince und in Cap Haitien. 20 Hilfsorganisationen erhielten bisher logistische Hilfe des WFP, rund 60 UN-Organisationen, NGOs, Regierungen und Medienvertreter nutzten die WFP-Luftbrücke des Humanitarian Air Service (UNHAS) zwischen der Dominikanischen Republik und Haiti.

"Die gesamte Versorgungskette in Haiti wurde durch das Erdbeben zerstört, die Hilfsoperationen mussten größtenteils aus dem Nichts heraus gestartet werden", beschreibt das WFP die Ausgangslage. Trotz massiver Logistikprobleme habe das WFP aber bisher etwa 13 Millionen Mahlzeiten an rund 500.000 Menschen verteilt. Regierungen aus aller Welt stellten bislang mehr als 190 Millionen Dollar für die Nothilfe des WFP bereit.

UNICEF: NOT DER KINDER IN HAITI ÜBERWÄLTIGEND

Trotz massiver internationaler Hilfe ist die Not der Kinder in Haiti nach Einschätzung von UNICEF weiter überwältigend. Erste Fälle von lebensgefährlichen Infektionskrankheiten wie Tetanus und Masern sowie Durchfallerkrankungen würden aus Leogane berichtet, teilte UNICEF am Donnerstag in Köln mit. Um eine Masernepidemie zu verhindern, sollen ab 2. Februar mit Unterstützung von UNICEF 600.000 Kinder unter fünf Jahren geimpft werden. Die Kinder erhalten auch Vitamin-A-Tabletten zur Stärkung der Widerstandskraft.

Gemeinsam mit Partnern registriert UNICEF eine täglich wachsende Zahl unbegleiteter Kinder, bei denen nicht geklärt ist, wo sich Eltern oder Angehörige befinden. Darunter seien neugeborene Kinder, verletzte Kinder und Straßenkinder, die schon vor der Katastrophe kein richtiges zu Hause hatten. UNICEF hat bisher drei Schutzzentren in Port-au-Prince für bis zu 900 unbegleitete Kinder eingerichtet. Von dort aus wird auch die Suche nach Angehörigen organisiert. Im Erdbebengebiet sind vermutlich Tausende Kinder auf der Suche nach Angehörigen. Es wird noch Wochen dauern, bis das ganze Ausmaß dieses Problems erfasst ist.

Die Versorgung mit Wasser macht UNICEF zufolge zwar Fortschritte - doch in den überfüllten und unhygienischen Notunterkünften wachse die Krankheitsgefahr. Es drohten lebensgefährliche Durchfallerkrankungen. Unter der Federführung von UNICEF erhalten derzeit täglich 300.000 Menschen Trinkwasser mit Tankwagen. In den Orten Leogane, Petit Goave und Grand Goave wurden Latrinen für 20.000 Menschen angelegt.

Insbesondere Kleinkinder sind von Unterernährung bedroht. Unterernährung verstärke das Krankheitsrisiko und schädige ihre gesamte Entwicklung, warnte UNICEF. Zusammen mit dem Welternährungsprogramm hat UNICEF 22.000 Rationen Zusatznahrung in Lagern um Jacmel verteilt. In den kommenden Wochen müsse die sichere Ernährung für rund 300.000 Kleinkinder unter zwei Jahren garantiert werden.

Krisenhelfer berichten zunehmend davon, dass viele Menschen durch die Katastrophe traumatisiert seien, darunter auch viele Kinder. UNICEF und seine Partner richten deshalb sichere Zonen in Lagern ein, wo Kinder ein Stück Normalität finden können. UNICEF setzt sich auch dafür ein, dass in den nicht unmittelbar betroffenen Gebieten die Schulen so rasch wie möglich wieder geöffnet werden.

www.wfp.org
www.unicef.de

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