schweiz_100Bern (epo.de). - In der Schweiz steht eine solide Mehrheit der Bevölkerung hinter der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) und betrachtet sie als eine wirksame Strategie zur Lösung der weltweiten Armuts- und Entwicklungsprobleme. Die Stärkung des fairen Handels und die Bearbeitung globaler Probleme gelten als vordringliche Arbeitsfelder. Das zeigt eine repräsentativen Umfrage, die im Auftrag von Alliance Sud und der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) durchgeführt wurde.

Die Solidarität mit Menschen in Armutsregionen habe trotz der wirtschaftlichen Krise keinen Einbruch erlitten, berichtete Alliance Sud, die gemeinsame Lobbyorganisation sechs grosser Schweizer Hilfswerke, zum Ergebnis der Umfrage. 53 Prozent der Befragten befürworteten eine Weiterführung auf bisherigem Niveau, 30 Prozent sprächen sich sogar für eine Erhöhung aus. Das bedeute eine Zunahme von acht Prozent gegenüber 2004.

Den privaten und staatlichen Akteuren der EZ in der Schweiz wird der Umfrage zufolge im allgemeinen hohe Professionalität attestiert. Die Entwicklungshilfe als Staatsaufgabe ist unbestritten. Mehrheitlich wird jedoch die Höhe der Ausgaben der Schweiz für Entwicklungszusammenarbeit in absoluten Beträgen und auch im Verhältnis zu andern OECD Länder deutlich überschätzt.

Bei den Vorschlägen für den Ausbau der Entwicklungshilfe dominieren Massnahmen zur Stärkung des fairen Handels und zur Lösung der globalen Probleme. Insbesondere Befragte unter 30 Jahren sehen eine vordringliche Aufgabe der privaten und staatlichen Entwicklungszusammenarbeit darin, globalen Herausforderungen wie z.B. dem Klimawandel oder der Ernährungskrise zu begegnen. Eine Mehrheit der Befragten ist der Ansicht, das die Schweizer Wirtschaft durch vermehrten Handel und Investitionen einen wirksamen Beitrag zur Bekämpfung der Armut leisten kann.

Die Wirksamkeit der Schweizer Entwicklungshilfe wird dort am höchsten eingeschätzt, wo sie in Zusammenarbeit mit Schweizer Hilfswerken und direkt (bilateral) mit den Ländern des Südens geschieht. Die Zusammenarbeit mit UNO-Organisationen wird von einer Mehrheit der Befragten begrüsst, während gegenüber einer Kooperation mit der Weltbank weiterhin eine gewisse Skepsis besteht.

Die Befragung legt jedoch auch ein schwindendes Themeninteresse und eine geringere Problemsensibilisierung offen: Schweizerinnen und Schweizer sind der Umfrage zufolge heute zu Nord-Süd Themen weniger gut informiert, als bei der letzten Befragung vor fünf Jahren. Entwicklungspolitik werde zudem verstärkt in den Kontext von innenpolitischen Themen gestellt. Der wirtschaftliche Nutzen für die Schweiz und die Verbindung von Entwicklungspolitik und Asylpolitik seien kein Tabu mehr.


Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und Alliance Sud befragen die Schweizer Bevölkerung seit 1984 alle vier bis fünf Jahre zu Fragen der Entwicklungspolitik. Die Ergebnisse des jüngsten "Entwicklungsmonitors" basieren auf der Befragung von 1205 Stimmberechtigten in der ganzen Schweiz. Die jüngste Umfrage wurde durch das Meinungsforschungsinstitut gfs.Bern durchgeführt und fand im August 2009 statt.

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