
Die Gewalt eskaliere seit Beginn des Jahres 2009 im Südsudan, berichtete die GfbV. Mehr als 2.500 Menschen fielen den Auseinandersetzungen im vergangenen Jahr zum Opfer. "In sieben der zehn Bundesstaaten im autonomen Südsudan ist die Sicherheitslage äußerst angespannt", sagte Delius. Aufgrund der Kämpfe kämen viele Bauern nicht mehr zum Säen und Ernten auf ihre Felder, so dass der Hunger weiter zunehme. In vielen Regionen sei die Nahrungsmittelproduktion 2009 um bis zu 40 Prozent eingebrochen. Besonders kritisch sei die Lage in den Bundesstaaten Equatoria und Jonglei.
Die ethnischen Konflikte werden nach Angaben der GfbV durch die zunehmende Armut in den ländlichen Regionen geschürt. Der Südsudan leide unter massiven Einnahmeverlusten, da die Erlöse aus dem Verkauf des in der Region geförderten Erdöls sinken. Viel Geld werde von der südsudanesischen Regierung auch für die Ausrüstung ihrer Soldaten aufgewendet, da ein neuer Krieg mit dem Nordsudan befürchtet wird. Neun von zehn Südsudanesen lebten von weniger als einem Euro pro Tag. Aber auch Machtmissbrauch der im Südsudan herrschenden SPLA/SPLM sowie die starke Dominanz der Volksgruppe der Dinka in allen Führungspositionen der öffentlichen Verwaltung, Polizei und Armee heizten Kritik und Widerstand von kleineren ethnischen Gruppen an.
Erschwerend hinzu kommt der GfbV zufolge die hohe Zahl von mindestens zwei Millionen Kleinwaffen, die nach 38 Jahren Krieg und Völkermord noch immer in der Region verbreitet sind und von Milizen, Soldaten und Zivilisten willkürlich eingesetzt werden, um eigene Interessen durchzusetzen. So seien Anfang März 2010 im Staat Warap 15 Zivilisten und drei Soldaten der ehemaligen südsudanesischen Freiheitsbewegung SPLA getötet worden, nachdem sich ein Junge geweigert hatte, einem SPLA-Kämpfer einen Eimer Milch auszuhändigen. Weil der Soldat ihn niederschoss, kam es zu mehrtägigen Kämpfen, bei denen 1.440 Häuser und vier Schulen zerstört wurden. Mehr als 8.000 Menschen flohen vor der Gewalt.
"Dringend notwendig wäre ein besserer Schutz der Zivilbevölkerung vor Übergriffen von Milizen und Soldaten", sagte Delius. Doch die SPLA sei weder zum Schutz der Zivilbevölkerung ausgebildet noch werde sie ausreichend bezahlt. Außerdem mangele es ihr an Disziplin.
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