bzfo_100Berlin (epo.de). - Das Berliner Behandlungszentrum für Folteropfer (bzfo) hat am Mittwoch eine neue Behandlungseinrichtung in der nordirakischen Stadt Erbil in Betrieb genommen. Die Facheinrichtung bietet medizinische, psychologische und soziale Unterstützung für Menschen, die aufgrund von Verfolgung, Folter, Terror oder genderspezifischer Gewalt traumatisiert sind.

Nach dem Beispiel des Behandlungszentrums für Folteropfer Sulaymaniyah ist das Erbil Center die zweite Einrichtung dieser Art, die vom Berliner Behandlungszentrum für Folteropfer mit Hilfe einer Förderung durch das deutsche Auswärtige Amt aufgebaut wird.

"Opfer von Menschenrechtsverletzungen sind in körperlichen, psychologischen und sozialen Bereichen beeinträchtigt. Für ihre Rehabilitation ist es unerlässlich, dass sie Zugang zu stabilen und unabhängigen Institutionen haben, die diese Probleme in einer ganzheitlichen und interdisziplinären Weise angehen", erklärte Salah Ahmad, Leiter der beiden Zentren in Erbil und Sulaymaniyah sowie des 2005 gegründeten Behandlungszentrums für Folteropfer in Kirkuk.

Der deutsche Generalkonsul Oliver Schnakenberg betonte in seiner Rede anlässlich der offiziellen Eröffnung des Erbil Centers am Mittwoch, dass das Projekt die Friedenskultur im Land fördere und zur Toleranz, gewaltfreien Konfliktlösung und Respekt der Menschenrechte im Irak beitrage. "Das deutsche Auswärtige Amt unterstützt dieses sehr wichtige Projekt", sagte der Generalkonsul, "da es die Würde der Opfer und ihr Vertrauen in die Zivilgesellschaft wiederherstellt. Weiterhin ist es beispielhaft für die friedliche Versöhnung zwischen ethnischen Gruppen und Generationen."

Die Teams des Erbil Centers und des Sulaymaniyah Centers bestehen derzeit aus 30 Ärzten, Psychotherapeuten, Sozialarbeitern und Physiotherapeuten. Gemeinsam mit dem Kirkuk Center sind sie die ersten Institutionen, die im Nordirak Hilfe für durch Krieg und Verfolgung traumatisierte Menschen anbieten. Die Einrichtungen kooperieren mit öffentlichen Krankenhäusern und einem Netzwerk aus externen medizinischen Fachkräften. Innerhalb der kommenden Monate will das Erbil Center sein Programm auf traumatisierte Frauen und Kinder, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, erweitern.

Seit 1992 bietet das Behandlungszentrum für Folteropfer in Berlin Opfern organisierter staatlicher und Bürgerkriegs-Gewalt Hilfe bei körperlichen Leiden, seelischen Langzeitschäden und psychosomatischen Störungen. Etwa 500 Erwachsene, Kinder und unbegleitete Jugendliche behandelt das Team jährlich. Sie kommen aus fast 60 Ländern, vor allem aus der Türkei, dem Kosovo, Bosnien, Tschetschenien, dem Iran, Syrien, dem Libanon, Guinea, dem Irak und Angola sowie der ehemaligen DDR. Rund die Hälfte der Ausgaben wird vom Bund, der EU und den Vereinten Nationen getragen; den Rest finanzieren Stiftungen, Unternehmen und private Spenderinnen und Spender.

Seit Mitte 2008 arbeitet das bzfo gemeinsam mit dem Zentrum für Flüchtlingshilfen und Migrationsdienste (zfm), der Überleben – Stiftung für Folteropfer sowie der gemeinnützigen Catania – Hilfe für traumatisierte Opfer unter dem Dach des Zentrums ÜBERLEBEN.

www.bzfo.de
www.ueberleben.org
www.kirkuk-center.org