Berlin (epo.de). - Zum fünften Mal verleihen die Financial Times und die Weltbanktochter IFC am Donnerstag in London die "Sustainable Banking Awards" an Banken. Die Deutsche Bank soll den Preis "nachhaltigster Investor des Jahres" erhalten. Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre und die Umweltorganisation urgewald warnten vor der Vergabe des Preises an die Deutsche Bank.
Mit dem Preis sollen Banken ausgezeichnet werden, die bei der Integration von Sozial- und Umweltaspekten in ihre Geschäftspraktiken innovative Wege gehen. "Die Nominierung der Deutschen Bank für diesen Preis ist völlig unverständlich", kritisierte Barbara Happe von der Umweltorganisation urgewald. "Denn sie will mit einzelnen grünen und sozialen Vorzeigeprojekten wie jetzt im Bereich Mikrofinanzierung von fehlenden Umwelt- und Menschenrechtsstandards im Alltagsgeschäft ablenken. Dafür sollte sie nicht noch ausgezeichnet werden."
Bei der diesjährigen Hauptversammlung in der vergangenen Woche stand die Deutsche Bank besonders in der Kritik wegen ihrer unnachgiebigen Rolle gegenüber den Opfern der US-Immobilienkrise. "Bei Zwangsvollstreckungen geht keiner so brutal vor wie die Deutsche Bank", sagte Markus Dufner vom Dachverband der Kritischen Aktionäre. Als eine der größten Treuhänderinnen von Immobilien in den USA lasse die Deutsche Bank Häuser verfallen oder verkaufe sie an Spekulanten, anstatt Kaufangebote der jeweiligen Gemeinden anzunehmen.
Ebenfalls kritisiert wurde die Deutsche Bank für ihr Engagement beim Kunden Areva. Der französische Atomkonzern ist im Uranabbau aktiv. Die Deutsche Bank habe sich jedoch für "nicht zuständig" für die Umwelt- und Gesundheitsfolgen des Uranabbaus erklärt, obwohl sich die Bank Ende 2007 an einem Kredit für Areva beteiligt habe, der mit diesem Geld das südafrikanische Bergbau-Unternehmen UraMin gekauft habe - ein Schritt, um den Uranabbau in vielen Teilen Afrikas auszubauen.
"Im Niger ist Areva über Tochterfirmen schon seit 40 Jahren aktiv, mit schrecklichen Folgen für die Bevölkerung", berichtete Barbara Happe von urgewald. "Greenpeace hat im November 2009 in der Umgebung der nigrischen Uranminen gefährlich hohe Strahlungen gemessen - eine Riesengefahr für die Gesundheit der betroffenen Bevölkerung". Die Deutsche Bank stufe Areva trotzdem weiterhin als 'willkommenen Kunden' ein und sehe keine Notwendigkeit, auf ihren Kunden einzuwirken, um zumindest unabhängige Kontrollen der radioaktiven Belastung zu garantieren.
Angesichts dieser Umwelt- und Sozialbilanz der Deutschen Bank wandte sich urgewald an die Juroren: "Wenn dieser Nachhaltigkeitspreis ein Gradmesser für vorbildliches Handeln sein will, darf die Deutsche Bank ihn unter keinen Umständen erhalten. Es kann nicht sein, dass winzige, positive Ansätze prämiert werden, während das Kerngeschäft grundlegend un-nachhaltig bleibt. Bekommt die Deutsche Bank den Preis, führt sie ihn ad absurdum."
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