Friedrichsdorf (epo.de). - Vor dem Hintergrund des bevorstehenden G8-Gipfels in Kanada hat die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision von den reichsten Industrienationen gefordert, gezielt gegen das massenhafte Sterben von Kleinkindern vorzugehen. "Der Tod wartet nicht", sagte Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender von World Vision Deutschland. "In der einen Stunde dieser Pressekonferenz werden wieder fast 1.000 Kinder unter fünf Jahren gestorben sein."
"Letztes Jahr einigten sich die G8-Staaten auf den 'Consensus for Maternal, Newborn and Child Health', der jetzt unbedingt umgesetzt werden muss, wenn wir nicht möchten, dass in den kommenden zwölf Monaten wieder fast neun Millionen Kinder sterben, weil sie unterernährt sind oder weil es keine medizinische Versorgung, kein sauberes Trinkwasser oder nicht die richtigen Medikamente gibt", so Waffenschmidt. "Die Millenniums-Entwicklungsziele für die Gesundheit von Müttern und Kindern liegen in weiter Ferne und können nicht erreicht werden, wenn alles seinen gewohnten Gang geht."
Die Wirtschafts- und Finanzkrise ist auch an World Vision nicht spurlos vorbei gegangen. Dennoch verzeichnete die Organisation im Finanzjahr 2009 (1. Oktober 2008 – 30. September 2009) nur leichte Rückgänge bei den Einnahmen. "Wir sind optimistisch, dass der Negativtrend aufgehalten wurde. Erste Zahlen des neuen Finanzjahres zeigen, dass eine Kehrtwende erreicht werden konnte", sagte Christoph Hilligen, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und zuständig für die Finanzen. "Die konstante Weiterentwicklung und Verbesserung der Projektarbeit bleibt eines unserer wichtigsten Anliegen. Wir möchten erreichen, dass nach dem Ende der Projektlaufzeit, die etwa 15 Jahre beträgt, die Menschen in den betroffenen Regionen langfristig und nachhaltig ein gutes und erfülltes Leben haben. World Vision sieht es hierbei als eine Kernaufgabe an, insbesondere den Kindern eine Perspektive und Zukunft zu geben."
Im Finanzjahr 2009 führte World Vision von Deutschland aus 93 langfristige Regional-Entwicklungsprojekte in insgesamt 29 Ländern durch. Zusätzlich kümmerten sich die Mitarbeiter in 59 Schwerpunktprojekten u.a. um HIV/AIDS-Aufklärung, um Kinder, die vom Krieg betroffen sind und um Kinderrechte. Diese Schwerpunktprojekte sind in der Regel in die regionalen Entwicklungsprojekte eingebunden. Im Bereich humanitärer und Katastrophenhilfe wurden 79 Projekte in 26 Ländern durchgeführt.
Als internationales Hilfswerk mit Büros und lokalen Strukturen in fast einhundert Ländern kann World Vision in den allermeisten Fällen in kürzester Zeit auf Krisen und Katastrophen reagieren. Ein internationales Nothilfe-Team, das speziell für solche Fälle ausgebildet wurde, kann binnen 24 bis 72 Stunden Hilfsmaßnahmen organisieren.
"Große Sorgen bereiten uns die sogenannten 'vergessenen Katastrophen' u.a. in Sudan, Somalia und der Demokratischen Republik Kongo", erklärte Waffenschmidt. Im Sudan gebe es demnächst ein Referendum, das über die Unabhängigkeit des Süd-Sudan entscheiden soll. Je nach Ausgang könne es in dem Land wieder zu mehr Gewalt kommen. In Bezug auf Somalia machte Waffenschmidt darauf aufmerksam, dass auch in diesem Land, das vielfach nur mit Piraterie, Bürgerkrieg und Terror in Verbindung gebracht werde, ganz normale Menschen und Kinder lebten, die seit vielen Jahren nur Angst und Schrecken kennen gelernt hätten. In der Demokratischen Republik Kongo seien insbesondere Vergewaltigungen an der Tagesordnung. In diesem Zusammenhang betonte Waffenschmidt, dass die internationale UN Friedenstruppe MONUC unbedingt länger vor Ort bleiben müsse.
Als dritte wichtige Säule der Arbeit von World Vision nannte Waffenschmidt das Thema politische Anwaltschaftsarbeit. "World Vision versteht sich als Anwalt und Sprachrohr der Kinder dieser Welt. Das Wohl dieser Kinder ist Maßstab unserer Arbeit", erläuterte Waffenschmidt. Als Beispiel, wie Anwaltschaftsarbeit funktionieren könne, nannte er die Arbeit in Sierra Leone. Dort habe die Regierung nun verfügt, dass Kinder unter fünf Jahren, sowie Schwangere und Mütter kostenfreie Gesundheitsbetreuung bekommen. Daran hätten die Kolleginnen und Kollegen in Sierra Leone maßgeblichen Einfluss gehabt.
Die weltweite Arbeit von World Vision ist christlich motiviert, aber nicht einer bestimmten Konfession verbunden. Grundlage ist nach eigenen Angaben das Prinzip der gelebten Nächstenliebe. Die Hilfe wird allen gewährt, die bedürftig sind, unabhängig von ihrer religiösen, politischen, ethnischen oder sonstigen Zugehörigkeit. World Vision arbeitet mit Menschen verschiedenster Glaubensrichtungen zusammen und zählt neben Christen auch Muslime, Buddhisten und Hindus zu seinen Mitarbeitern.
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