Berlin (epo.de). - Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Deutschen Bundestages befasste sich am Montag in einer öffentlichen Anhörung erstmals mit der Nachfragemacht der Lebensmittel-Konzerne. Oxfam hat aus diesem Anlass eine Untersuchung der Einkaufspraktiken der Supermarktketten gefordert. Der Missbrauch von Einkaufsmacht drücke die Löhne und verschlechtere die Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern, kritisierte Oxfam.
Oxfams Handelsexpertin Marita Wiggerthale ist als Sachverständige bei der Anhörung im Bundestags-Ausschuss geladen. Wiggerthale ist Mitbegründerin der "Supermarktinitiative", die sich für faire Einkaufspraktiken im Lebensmitteleinzelhandel einsetzt. Die Supermarktinitiative fordert eine umfassende Untersuchung des Missbrauchs der Nachfragemacht im Lebensmitteleinzelhandel, mehr Transparenz für Verbraucher und verbindliche Regeln zur Einhaltung von sozialen und ökologischen Mindeststandards in der gesamten Lieferkette.
"Die Supermarktketten sitzen beim Einkauf am längeren Hebel", sagte Wiggerthale. "Ihre unfairen Einkaufspraktiken erhöhen den Druck auf die Löhne und verschlechtern die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen in Entwicklungsländern." Der Bundestag müsse sich in einem ersten Schritt für eine umfassende Untersuchung der Einkaufspraktiken einsetzen. Diese könne dann als Grundlage zur Überprüfung des Wettbewerbsrechts dienen.
"Es vergeht in der Ernährungswirtschaft kaum eine Tarifverhandlung oder eine Verhandlung im Betriebsrat, in der Unternehmensvertreter nicht Forderungen nach niedrigeren Löhnen und geringeren Sozialleistungen mit dem Preisdruck des Handels begründen", erklärte Franz-Josef Möllenberg von der Gewerkschaft Nahrungsmittel, Genuss und Gaststätten, der ebenfalls als Sachverständiger geladen ist.
Die Supermarktinitiative ist ein Bündnis von 24 Organisationen aus den Bereichen Entwicklung, Umwelt und bäuerliche Landwirtschaft sowie Gewerkschaften. Oxfam zufolge gab es 1999 noch acht große Supermarktketten in Deutschland, die gemeinsam über einen Marktanteil von 70 Prozent verfügten. Heute entfallen auf die sechs größten Supermarktketten - Edeka, Rewe, Aldi, Lidl (einschließlich Kaufland), Metro und Tengelmann - 90 Prozent der Marktanteile.
Foto: Landwirtschaft © GTZ/Frank Mörschelwww.supermarktmacht.dewww.oxfam.de