fatal_transactions_150Washington (epo.de). - In den USA müssen börsennotierte Unternehmen künftig offenlegen, ob sie in ihren Produkten Rohstoffe aus der Demokratischen Republik Kongo verwenden. Von dort stammt häufig das seltene Metall Tantal, das aus dem Erz Coltan gewonnen und in Laptops, Mobiltelefonen oder Spielekonsolen verwendet wird. Im rohstoffreichen Osten des Kongo, wo neben Coltan auch Gold, Wolfram und Zinn abgebaut werden, kontrollieren bewaffnete Gruppen vielfach den lukrativen Bergbau.

Laut US-Schätzungen stammt ein Fünftel der weltweiten Tantal-Produktion aus der Demokratischen Republik Kongo. In dem zentralafrikanischen Staat werde auch nach dem Friedensabkommen von 2008 weiter gekämpft und getötet, berichtete Anne Jung von der Kampagene "Fatal Transactions". Coltan, aus dem Tantal gewonnen wird, sei eines der wichtigsten Exportgüter 
der Demokratischen Republik Kongo.

Seit Ende der 1990er Jahre gab es immer wieder zum Teil heftige militärische Auseinandersetzungen um die ressourcenreichen Regionen.
 Zu Ländern in Afrika, in denen es regelmäßig zu Konflikten wegen der Rohstoffe kommt, gehören unter anderen Nigeria (Erdöl), Sudan (Erdöl) und Elfenbeinküste (Diamanten). Die Ursachen für Kriege seien zwar komplex, so doch die Aufrüstung der Parteien geschehe häufig mit dem Verkauf der Rohstoffe. Folglich werden sie zu einem umkämpften Gut.

Erst seit dem Jahr 2000 gibt es mit dem Kimberley-Prozess das erste Zertifizierungssystem, um den Handel mit Diamanten nachvollziehbar zu machen. Weitere Zertifikate werden entwickelt, doch deren Einführung lässt auf sich warten.

Kongos Reichtum wird zu einem Fluch, weil die Rohstoff-Dollars die blutigen Konflikte schüren. "Conflict minerals" heißen dementsprechend die Materialien. "Hauptkunde für Tantal ist die Elektronikbranche", sagt David Sullivan vom Enough Project, einer US-Organisation, die gegen den Handel mit "conflict minerals" kämpft. Während die internationale Gemeinschaft in Kongo Milliarden für eine Friedenstruppe und Hilfe ausgebe, "untergraben wir das, indem wir einen Markt für die Rohstoffe von einigen der schlimmsten Menschenrechtsverletzer schaffen". So entstehe jener Teufelskreis, der aus vielen Handys das macht, was der US-Kolumnist Nicholas Kristof ein "Bluttelefon" nennt. Das Problem ist, dass bislang niemand weiß, in welchem Handy geplünderte Bodenschätze aus Afrika stecken.

Das soll sich nun ändern. Im Gesetz zur Neuordnung der US-Finanzmärkte, das Präsident Barack Obama gerade in Kraft gesetzt hat, findet sich auch eine bislang wenig beachtete Passage zu Kongos Rohstoffen. Alle an US-Börsen gehandelten Unternehmen müssen demnach in einem jährlichen Bericht auflisten, ob sie Bodenschätze aus dem afrikanischen Staat verwenden. Die Berichte müssen die Firmen auf ihrer Webseite veröffentlichen.

Ein Verbot ist das zwar nicht. Doch Befürworter der Klausel hoffen, dass Konzerne wie Apple oder Nokia sich die Peinlichkeit ersparen, öffentlich als Hersteller von "Bluttelefonen" angeprangert zu werden. "Das Ziel ist Transparenz", sagt David Sullivan, "dann können die Marktkräfte Richtung ethischer Ausgangsstoffe wirken." Kritiker monieren, wenn die Elektronikindustrie gar kein Tantal, Wolfram oder Zinn mehr aus dem Kongo verwende, helfe das dem Land auch nicht.

Zu den treibenden Kräften hinter der Regelung zählt Außenministerin Hillary Clinton. Nach einem Besuch in der Demokratischen Republik Kongo hatte sie sich voriges Jahr erschüttert gezeigt über das menschliche Leid in einem Land, in dem seit 1998 mehr als fünf Millionen Menschen der Gewalt zum Opfer fielen, darunter viele Frauen und Kinder. "Conflict minerals" hätten die Konflikte ganz klar angeheizt, erklärte Clinton: "Dies ist einer von mehreren Schritten, diesen illegalen und tödlichen Handel zu unterbinden."

Die US-Regierung will nun Mechanismen entwickeln, wie sich die Herkunft der einschlägigen Bodenschätze besser kontrollieren lässt. Dazu werden die USA aber auf internationale Zusammenarbeit angewiesen sein. "Die Erze aus Kongo werden fast ausschließlich in Asien eingeschmolzen", sagt Sullivan, "danach lässt sich das Ursprungsland kaum noch ermitteln".

Die Branche sieht die Sache mit gemischten Gefühlen. Während einige Firmen vergeblich viel Lobbyistenschweiß darauf verwendeten, die Meldepflicht zu verhindern, haben andere eigene Initiativen gestartet. Sullivan lobt etwa Intel und Motorola. Apple-Chef Steve Jobs dagegen äußerte sich wage: Die Frage nach Rohstoffen aus Krisengebieten sei ein "sehr schwieriges Problem". Apple-Zulieferer müssten die Verwendung solcher Materialien zwar ausschließen. Ein zweifelsfreier Nachweis sei aber nicht möglich.

www.fataltransactions.org
www.fataltransactions.de

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