pakistan_flagge_100Berlin (epo.de). - Durch die Flutkatastrophe in Pakistan werden immer mehr Menschen in Mitleidenschaft gezogen. Knapp zwei Wochen nach Beginn der Katastrophe seien fast 14 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen, erklärte das UN-Büro für die Koordination Humanitärer Angelegenheiten (OCHA) in Pakistans Hauptstadt Islamabad. Die Hilfsorganisationen weiten ihre Aktivitäten weiter aus, um möglichst viele Flutopfer mit dem Nötigsten versorgen zu können.

Ein OCHA-Sprecher verglich die Flutkatastrophe in Pakistan mit dem Tsunami in Südasien 2004, dem Erdbeben in Pakistan 2005 und dem Erdbeben in Haiti. Hinsichtlich der Zahl der Betroffenen übertreffe sie diese Disaster sogar. Hunderttausende Menschen seien weiterhin auf der Flucht vor den Fluten im Nordwesten des Landes und entlang des Indus. Die Vereinten Nationen riefen zu einer massiven Ausweitung der Hilfe auf. Es fehlten neben Nahrung und sauberem Trinkwasser vor allem Zelte, Plastikplanen und Haushaltsgeräte.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen ist allein in der Provinz Punjab eine halbe Million Menschen obdachlos; rund 560.000 Hektar Agrarflächen seien zerstört. Die Zahl der Todesopfer in ganz Pakistan wird mit mindestens 1.600 angegeben.

Das Bündnis Entwicklung Hilft, in dem Brot für die Welt, medico international, Misereor, terre des hommes und Welthungerhilfe zusammenarbeiten, berichtete unterdessen, dass überschwemmte Straßen infolge anhaltender Regenfälle den Transport der Hilfsgüter erschweren. Die Flut breite sich stromabwärts nach Süden aus. "Schon jetzt sprechen manche Berichte von 2.000 Toten und 15 Millionen Geschädigten – und die Zahlen werden stündlich nach oben korrigiert", sagte der Geschäftsführer des Bündnisses, Peter Mucke, in Berlin. "Der Hilfsbedarf wird über Monate riesig sein."

Bündnis-Mitglied Misereor konzentriert sich bei seiner gemeinsamen Hilfe mit der lokalen Partnerorganisation CHIP auf Flüchtlinge im Swat-Tal, in Swabi, Charsadda, Malakand und Lower Dir. Hier wurden Flüchtlinge mit Trinkwasser, Lebensmitteln, Medikamenten, Kleidung, Hygieneartikeln und Schlafmatten versorgt. Der Welthungerhilfe-Partner Concern verteilte bislang Hilfsgüter – Hygienesets, Decken und Plastikplanen – für 9.600 Menschen.

Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe stellten 25 Wassertanks mit jeweils 4.000 Litern Inhalt in den schwer betroffenen Distrikten Charsadda und Nowsherra auf. 14 Tage lang verteilt ein lokaler Partner täglich eine warme Mahlzeit an 5.000 Flutopfer. 9.000 Familien erhalten Pakete mit grundlegenden Hygieneartikeln, um der Ausbreitung von Infektionskrankheiten vorzubeugen. Für 16.000 Menschen werden zudem Zelte und Plastikplanen zum Bau von Notunterkünften bereitgestellt. Hunderte von Freiwilligen seien im Einsatz, um den Schutt wegzuräumen, Behelfslatrinen zu bauen und die Hilfsgüter zu verteilen, so das Bündnis Entwicklung Hilft.

Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) berichtete, die Fluten hätten inzwischen die Distrikte Sukkur, Dadu und Larkana in der Provinz Sindh erreicht und mehr als 2.000 Dörfer überschwemmt. Manche Dörfer seien nur noch Inseln, so Shakil Ahmad, der Geschäftsführer des Marie Adelaide Leprosy Center (MALC) in Karachi.

Die DAHW hat für Soforthilfe und Wiederaufbau in Pakistan 100.000 Euro bereit gestellt. Über ihren Partner MALC leistet sie Soforthilfe. Mehr als 800 Helfer, die in den betroffenen Gebieten normalerweise Lepra- und Tuberkulosepatienten betreuen, sind vor Ort. Auch sechs Ärzte und eine Ärztin sind mit mobilen Teams unterwegs und leisten medizinische Hilfe.

Auch die Aktion Deutschland Hilft schätzt die Situation in Pakistan als sehr kritisch ein. Viele Gebiete im Norden und Süden des Landes seien nur noch aus der Luft erreichbar. Insgesamt seien aufgrund der dramatischen Ausmaße zehn von 17 Mitgliedsorganisationen von Aktion Deutschland Hilft in Pakistan aktiv: action medeor, ADRA, ache NoVa, CARE, Handicap International, HELP, Johanniter, Kinderhilfswerk Global Care, Malteser International und World Vision.

KINDER IN GEFAHR

Die sich ausweitende Katastrophe bringt immer mehr Kinder in Gefahr. UNICEF schätzte die Zahl der betroffenen Mädchen und Jungen am Dienstag auf sechs Millionen. Der Mangel an sauberem Trinkwasser und die schlechten hygienischen Bedingungen durch überschwemmte Latrinen und Tierkadaver seien lebensgefährlich für Kinder.

"Das größte Gesundheitsrisiko für Kinder in den überschwemmten Gebieten ist Durchfall", sagte Mohammed Cissé, Leiter des UNICEF-Gesundheitsprogramms in Pakistan. "Besonders sorgen wir uns um Kinder, die mit ihren Familien jetzt in Notunterkünften Zuflucht suchen. Für sie sind leicht übertragbare Infektionskrankheiten wie Masern eine ernste Gefahr. Kinder, die an Durchfall erkranken, können sehr schnell an innerer Austrocknung sterben. UNICEF plant deshalb in dieser Woche 4,2 Millionen Dosen Zucker-Salz-Mischung sowie Zink zur Behandlung von Durchfall bereitzustellen. Um der Ausbreitung von Masern vorzubeugen, plant UNICEF die lokalen Gesundheitsbehörden bei Impfungen zu unterstützen."

UNICEF versorgt nach eigenen Angaben gegenwärtig mehr als 830.000 Menschen mit Trinkwasser, darunter mehr als 500.000 Kinder. In den Regionen Swat, Kohat, Charsadda, Nowshera, Batkhela, Timergara, Matta und Peschawar werden über 100 Brunnen repariert, Tankwagen und Materialen zur Wasseraufbereitung bereitgestellt. UNICEF verteilt Wasserkanister, Hygieneartikel und Seife sowie Zusatznahrung für Kinder und klärt die obdachlosen Familien über die Gesundheitsrisiken auf. Dabei arbeitet UNICEF auch mit lokalen Radiosendern zusammen.

"Die Menschen in Pakistan sind einer Katastrophe historischen Ausmaßes ausgeliefert. Angesichts der erschreckenden Lage hat sich die Welthungerhilfe entschieden, ihre Hilfe auszuweiten und ihren Partnerorganisationen Concern International (Irland) und Cesvi (Italien) sofort weitere 100.000 Euro zur Verfügung zu stellen", sagte Mathias Mogge, Vorstand Programme der Welthungerhilfe.

www.entwicklung-hilft.de
www.aktion-deutschland-hilft.de
www.dahw.de
www.unicef.de
www.welthungerhilfe.de

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