iloBrüssel (epo.de). - Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise hat weltweit bis zu 29,4 Millionen Arbeitsplätze gekostet. Das geht aus dem neuen Weltarbeitsbericht (World of Work Report 2010) hervor, den die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) am Donnerstag in Brüssel der Öffentlichkeit vorstellte. Der Bericht warnt, die anhaltende Arbeitslosigkeit gefährde den sozialen Frieden.

Obwohl die Wirtschaft in vielen Ländern wieder wächst, erholen sich die Arbeitsmärkte nach Angaben der ILO langsamer als bisher angenommen. Im World of Work Report 2010 prognostiziert die UN-Organisation, dass die Beschäftigung in den Industrieländern erst 2015 auf das Niveau vor Ausbruch der Finanzkrise 2007 zurückkehren wird – zwei Jahre später als noch 2009 vorhergesagt.

Durch die anhaltende Arbeitslosigkeit drohe eine drastische Verschlechterung des sozialen Klimas, so der Bericht. In mindestens 25 Ländern sei es bereits zu krisenbedingten sozialen Unruhen gekommen. Durch eine Politik der strikten Haushaltskonsolidierung, die oftmals auf Kosten von Beschäftigung gehe, drohe der soziale Zusammenhalt aufs Spiel gesetzt zu werden.

Deutschland steht dem Bericht zufolge wesentlich besser da als andere Länder. Die ILO hebt insbesondere arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie Kurzarbeit und Arbeitszeitkonten hervor, mit denen Deutschland in den Vorjahren auf die Krise reagierte. "Unternehmen, Gewerkschaften und Regierung haben während der Krise an einem Strang gezogen", erklärte der Direktor der ILO Deutschland, Wolfgang Schmidt. "Damit ist Deutschland weltweit ein Vorbild für kluge Politik. Es spricht viel dafür, diese Politik fortzusetzen."

Allerdings warnte Raymond Torres, Direktor des internationalen Instituts für Arbeitsmarktstudien der ILO, vor Gefahren für die Zukunft: "Das export-orientierte und auf Lohnzurückhaltung basierende Wirtschaftsmodell hat natürliche Grenzen." Um die Binnennachfrage zu stärken, müssten die Reallöhne sich entsprechend der Zuwächse der Produktivität entwickeln.

Der Bericht empfiehlt allen Ländern, besonderes Augenmerk auf die anhaltend hohe Langzeitarbeitslosigkeit und die Jugendarbeitslosigkeit zu richten. Arbeitslose auf der ganzen Welt bräuchten immer länger, bis sie wieder eine Arbeit fänden. So suchten fast 40 Prozent der Arbeitslosen in den 35 Ländern, für die Daten vorliegen, schon länger als ein Jahr nach Arbeit. Millionen hätten die Suche bereits aufgegeben.

"Es gibt arbeitsmarktpolitische Instrumente, um eine Fortsetzung der Beschäftigungskrise zu verhindern. Dass sie funktionieren, das haben Länder wie Deutschland unter Beweis gestellt", sagte Arbeitsmarktexperte Torres.

www.ilo.org

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