bioethanol_werbung_lab_200Berlin (epo.de). - In Entwicklungsländern wird immer mehr Land für die Exportproduktion an Konzerne verpachtet oder verkauft. Auf die Gefahren dieses sogenannten "Landgrabbings" für die Ernährungssicherheit haben "Brot für die Welt" und die Menschenrechts-Organisation FIAN am Dienstag in Berlin hingewiesen. Sie fordern, dass die einheimische Nahrungsmittelproduktion wieder Vorrang vor Profitinteressen erhält. Nur so könne die Zahl der Hungernden nachhaltig gesenkt werden.

"Wir verurteilen die Nutzung von fruchtbarem Land für die Produktion von Agrotreibstoffen", sagte Mohamed Conteh von MADAM in Sierra Leone, einer Partnerorganisation von Brot für die Welt. "Agrotreibstoffe sind die Blutdiamanten der heutigen Zeit. Die Folge sind Menschenrechtsverletzungen."

Conteh berichtete, dass alleine in Sierra Leone derzeit über die Pacht von ungefähr 1,5 Millionen Hektar Ackerland mit ausländischen Konzernen verhandelt werde. Er befürchtet, dass die Ernährungssicherheit von 17.000 Menschen im Norden des Landes durch ein Großprojekt gefährdet wird. Ein Bioenergie-Konzern aus der Schweiz wolle dort auf 58.000 Hektar Zuckerrohr und Maniok für die Ethanolherstellung anbauen. Conteh forderte seine Regierung auf, stattdessen Nahrungsmittel für die heimische Bevölkerung anzupflanzen.

Die Finanzkrise habe aktiv zu diesem Problem beigetragen, erklärte Roman Herre, Agrarreferent bei FIAN. Für Investoren sei es derzeit attraktiv, in Rohstoffmärkte und die Landwirtschaft zu investieren. "Knappe Ressourcen und Hunger sind für Agrar-Investmentfonds Garanten für Gewinne", so Herre. "Deutsche und europäische Fonds spielen dabei eine zentrale Rolle." Die Bedeutung solcher Fonds werde derzeit völlig unterschätzt.

Wohlhabende Staaten, Konzerne und Investmentgesellschaften sichern sich nach Angaben von Brot für die Welt und FIAN in bisher nicht gekanntem Ausmaß Ländereien. Allein zwischen Oktober 2008 und Juni 2009 sei über insgesamt 46,6 Millionen Hektar Land verhandelt worden. Das entspreche nahezu der Hälfte der Ackerfläche der Europäischen Union. Drei Viertel davon lägen in Afrika. Neben Nahrungsmitteln für den Export sollten auch Tierfutter und Energiepflanzen angebaut werden. Gleichzeitig müssten heute schon viele Länder wie Madagaskar, Kenia oder Sierra Leone selbst umfangreich Nahrungsmittel importieren.

Das von Brot für die Welt und FIAN herausgegebene "Jahrbuch zum Menschenrecht auf Nahrung" zeigt in der diesjährigen Ausgabe auf, wie durch Landgrabbing der Hunger in Afrika, Asien und Lateinamerika größer geworden ist. Die Herausgeber appellieren an Regierungen, Menschenrechte vor Eigennutz zu stellen und die Auswirkungen dieser internationalen Landnahme genau zu beobachten. "Konzerne müssen ebenso wie Regierungen zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie das Menschenrecht auf Nahrung missachten", sagte Carolin Callenius, Ernährungs-Expertin bei Brot für die Welt.

www.brot-fuer-die-welt.de
www.fian.de

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