misereorBerlin (epo.de). - Das katholische Hilfswerk Misereor hat Deutschland und die Europäische Union aufgefordert, dem Landraub ("land grabbing"), der in den armen Ländern den Hunger verschärft, einen Riegel vorzuschieben. Anlässlich der Tagung des Welternährungs-Ausschusses der Vereinten Nationen in Rom erklärte Misereor am Donnerstag, es seien globale Regeln über den Besitz von Land notwendig, die eine unverantwortliche Landnahme in armen Ländern verhinderten. Seit 2006 seien rund 20 Millionen Hektar Ackerland in Entwicklungsländern unter die Kontrolle ausländischer Investoren gelangt.

Staatliche und private Anleger aus Industrie- und Schwellenländern erwerben oder pachten riesige Flächen Ackerland vorwiegend in Asien und Afrika. "Dort produzieren sie im großen Stil Getreide und andere Agrarrohstoffe für den Bedarf der Reichen, während die Bevölkerung vor Ort weiter hungert und die einheimische Nahrungsmittelproduktion verdrängt wird", erklärte Alicia Kolmans, Expertin für Welternährung bei Misereor und Mitglied der deutschen Delegation in Rom.

Misereor fordert einen stärkeren Einsatz der deutschen Regierung bei für die Hungerbekämpfung zentralen Themen, zum Beispiel bei der EU-Agrarpolitik. "In dem seit vergangener Woche kursierenden EU-Entwurf zur Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik fehlt das Bekenntnis, die internationale Verantwortung für die Auswirkungen der europäischen Landwirtschaft auf Entwicklungsländer zu übernehmen. Die auch von Deutschland lange zugesagte Abschaffung der Exportsubventionen für Agrarprodukte findet keine Erwähnung", sagte Alicia Kolmans.

Stattdessen werde die auch von Misereor stark kritisierte Förderung der Wettbewerbsfähigkeit als Ziel beibehalten, so Kolmans. Damit drohe die Verdrängung kleinbäuerlicher Produzenten in den lokalen Märkten der Entwicklungsländer durch billige europäische Nahrungsmittelexporte weiter zu gehen. "Um effektiv gegen den Hunger in der Welt zu kämpfen, muss die deutsche Agrar- und Entwicklungspolitik die Potentiale der bäuerlichen Landwirtschaft fördern und in eine nachhaltige Landwirtschaft im Süden wie im Norden investieren. In den Entwicklungsländern bedeutet dies vor allem die Stärkung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und lokaler Märkte", erklärte Kolmans.

www.misereor.de

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