g20Bonn (epo.de). - Der Privatsektor steht im Vordergrund, wenn es beim G20-Treffen der mächtigsten Wirtschaftsnationen in Seoul um Entwicklung geht. "Statt der Zivilgesellschaft wurden Geschäftsleute in Diskussion zu Entwicklungsfragen eingeladen", sagte Peter Lanzet, Referent für Entwicklungsfinanzierung beim Evangelischen Entwicklungsdienst (EED). Er fordert: "Die G20 dürfen in ihren Entwicklungskonzepten bei aller Betonung des Privatsektors die Menschenrechte, die soziale Entwicklung und den Klimawandel nicht vergessen."

Die Gruppe der G20-Staaten vertritt drei Viertel der weltweiten Wirtschaftskraft und rund zwei Drittel der Menschheit. Die Gruppe sei anerkannter und repräsentativer als der elitäre Klub der G8-Nationen, so der EED. Trotzdem stünden während des Gipfels Fragen zur weltweiten Armut, der zukunftsfähigen Entwicklung oder der Menschenrechte nicht auf der Tagesordnung, sondern die weltwirtschaftliche Verteilung. "Aller Voraussicht nach wird hier in Seoul erneut die Chance auf neue Impulse für eine gerechte Weltwirtschaft vertan", prognostiziert Peter Lanzet.

Als aktuelles Beispiel nennt Lanzet die globalen wirtschaftlichen Ungleichgewichte. Wenn am Donnerstag die Staatschefs eintreffen, würden die Interessensunterschiede zwischen den Exportüberschuss- und Defizitländern voll aufbrechen. Deutschland sei neben China und vielen Rohstoff exportierenden Ländern ein Überschussland. Andere Länder müssten Rohstoffe importieren oder seien im weltweiten Wettbewerb weniger stark. Dies führe zu Defiziten und zu Schuldenbergen, die das Finanzsystem der Länder gefährdeten. "Laut Weltbank und Internationalem Währungsfonds kann ein Ausgleich zwischen Überschüssen und Defiziten weltweit zu mehr Wachstum und Stabilität führen. Allein in den Entwicklungsländern können so 30 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden", so Lanzet.

Dies bedeute, Überschussländer müssten ihre Ausfuhrgewinne begrenzen, so der EED. Aktuell werde dazu die Idee einer Exportüberschuss-Begrenzung auf drei Prozent pro Jahr diskutiert. "Die Bundesregierung will eine solche Grenze nicht", sagte Peter Lanzet. Sie wäre wohl selbst dann dagegen, wenn Defizitländer wie die USA versprächen, ihre Defizite auf maximal vier Prozent der Wirtschaftsleistung zu reduzieren. Hier seien Konflikte vorprogrammiert, so Lanzet.

"Die Entwicklungsländer und viele europäische Nachbarn Deutschlands wollen nicht länger hinnehmen, dass ihre defizitären Wirtschaften sie in die Arme der Banken und Investoren treiben, wenn sie ihre Schuldverschreibungen verkaufen müssen", so Lanzet. Er ist der Ansicht, der Gipfel werde mit einem Abschlussdokument ohne vorwärtsgerichtete Entscheidung enden. "Die G20 werden ihrem Auftrag eines weltwirtschaftlichen Steuerkomitees wahrscheinlich wieder nicht gerecht werden." Der G20-Gipfel findet vom 11. bis 12. November in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul statt.

www.g20.org
www.eed.de

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