haiti_port_au_princeBerlin (epo.de). - Hilfsorganisationen rechnen mit einer weiteren Ausbreitung der Cholera-Epidemie in Haiti. "In den nächsten vier Wochen dürfte die Zahl der Cholera-Infizierten und Toten in Haiti dramatisch steigen", warnte der Vorsitzende von CARE Deutschland-Luxemburg, Heribert Scharrenbroich, am Mittwoch in Bonn. Die Vereinten Nationen gehen von rund 200.000 Cholera-Infizierten in den kommenden sechs bis zwölf Monaten aus.

"Je früher alle verfügbaren Hilfsmittel und Hilfskräfte eingesetzt werden, um so eher kann diese erneute Heimsuchung der Menschen in Haiti abgebremst werden. Den Hilfsappellen der UNO und der großen, vor Ort tätigen Nichtregierungsorganisationen sollte jetzt und nicht erst in einigen Wochen entsprochen werden", sagte Scharrenbroich, der im Sommer selbst Haiti besuchte.

Scharrenbroich sprach von einem schieren Drama für die Bevölkerung: "Die Menschen gehen seit einem Jahr buchstäblich durch die Hölle. Erst das Beben, jetzt die Cholera-Epidemie. Es ist unsere humanitäre Pflicht, diesem Leid wirkungsvolle Hilfe entgegenzusetzen." Die UNO rechne mit rund 200.000 Cholera-Infizierten in den kommenden sechs bis zwölf Monaten.

Aufklärung ist aus der Sicht von CARE eine der wichtigsten Waffen gegen die Seuche. CARE-Mitarbeiter hätten seit dem Ausbruch der Cholera mehr als 200.000 Menschen in der Region Artibonite mit einer Aufklärungs- und Hygienekampagne erreicht, hauptsächlich unter Einsatz einheimischen Personals, berichtete die Organisation. In den Städten Léogâne und Carrefour in der Nähe der Hauptstadt Port-au-Prince unterstütze CARE 50.000 Menschen mit der Säuberung von Latrinen, Hygieneaufklärung und frischem Trinkwasser, welches per Lastwagen verteilt wird. Außerdem würden so genannte Hygienepakete verteilt.

In den nächsten Tagen will CARE Deutschland-Luxemburg, unterstützt durch action medeor, dringend benötigte Cholera-Medikamente und medizinisches Material nach Haiti senden. CARE rief zu weiteren Spenden für Haiti auf.

Das Rote Kreuz verwendet in Haiti mittlerweile auch Radionachrichten und Kurzmitteilungen mit Hygieneempfehlungen über Mobilfunk, um die Ausbreitung der Cholera einzudämmen. Seit Ausbruch der Epidemie habe man mehr als zwei Millionen SMS verschickt, teilte das DRK in Berlin mit. Mobiltelefone sind das meist verbreitete Kommunikationsmittel Haitis, das Mobilnetz ist zuverlässiger als das Festnetz.

"Rotes Kreuz: Bringen Sie jede Person mit Durchfall, Erbrechen oder Bauchschmerzen in ein Gesundheitszentrum. Geben Sie der Person viel vorbehandeltes Wasser oder Spezialsalzlösung zu trinken." Das ist eine Kurznachricht von vielen, die an Mobiltelefonbesitzer in Haiti gesendet wurden, um über die Gefahr durch Cholera zu informieren. "Zur Zeit ist Information alles", sagte Martin Hahn, Leiter der Abteilung für Internationale Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz. "Cholera können wir nur durch Aufklärung und verbesserte Hygiene in den Griff bekommen."

Rund um die Hauptstadt Port au Prince ist das DRK seit dem Erdbeben im Januar 2010 mit Katastrophenvorsorge und Aufbau von Häusern aktiv. Diese Projekte werden nun um Hygieneaufklärung und Cholera-Prävention ergänzt. Ebenso stockt das DRK jetzt das Personal vor Ort auf. Das DRK betreibt in Haiti bereits ein Feldkrankenhaus in Carrefour und eine Cholera-Behandlungsstation in Arcahaie, 30 km nördlich von Port au Prince.

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