ilo_trends_2011_150Berlin. - Die Arbeitslosigkeit bleibt weltweit auf einem Rekordhoch, obwohl sich die Wirtschaft in vielen Ländern erholt. Rund 205 Millionen Menschen auf der Welt seien derzeit arbeitslos, kaum weniger als im Krisenjahr 2009, berichtet die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in ihren am Dienstag erschienenen "Globalen Beschäftigungstrends" ("Global Employment Trends"). Die durchschnittliche Arbeitslosenrate lag 2010 bei 6,2 Prozent - nach 6,3 Prozent im Vorjahr.

Vor dem Ausbruch der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2007 hatte die weltweite Arbeitslosenquote bei 5,6 Prozent gelegen. Durch die Wirtschaftskrise stieg die Zahl der Arbeitslosen der ILO zufolge weltweit um 27,6 Millionen im Vergleich zu 2007.

In ihrem kurz vor dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos veröffentlichten Bericht prognostiziert die UN-Sonderorganisation eine weltweite Arbeitslosenrate von 6,1 Prozent im Jahr 2011. Damit werden 203,3 Millionen Menschen auf der Welt ohne Arbeit sein. Die schwache Entwicklung auf den Arbeitsmärkten steht dabei in scharfem Kontrast zu anderen Indikatoren wie Wirtschaftswachstum, Börsen, Welthandel und privatem Konsum, die alle wieder ihr Vorkrisenniveau erreicht haben.

"Wir stehen überall vor derselben Herausforderung", sagte ILO-Generaldirektor Juan Somavia. "Wir müssen die bisher übliche Wirtschaftspolitik überdenken und die Schaffung von guter Arbeit zum zentralen Ziel neben Wachstum, niedriger Inflation und ausgeglichenen Haushalten machen."

Zwar erwarten die Experten der Internationalen Arbeitsorganisation für 2011 ein Weltwirtschaftswachstum in Höhe von 4,2 Prozent. Doch sehen sie angesichts der schwachen Entwicklung auf den Arbeitsmärkten mit ihren negativen Folgen für die Nachfrage, einer hohen Verschuldung öffentlicher und privater Haushalte sowie anhaltender Probleme auf den Finanzmärkten ein erhöhtes Risiko für die künftige konjunkturelle Entwicklung. "Es kann keine nachhaltige konjunkturelle Erholung geben ohne eine Erholung auf den Arbeitsmärkten", erklärte der Direktor der ILO Deutschland, Wolfgang Schmidt. Die Autoren des Berichts empfehlen, bei allen Bemühungen zur Haushaltskonsolidierung Maßnahmen zum Erhalt beziehungsweise zur Schaffung von Arbeitsplätzen nicht zu vernachlässigen.

Besonders stark betroffen von der Krise waren die Industrieländer. Zwischen 2007 und 2010 stieg hier die durchschnittliche Arbeitslosenrate von 5,8 auf 8,8 Prozent. Für 2011 prognostiziert die ILO eine leichte Erholung, doch selbst dann dürfte die Arbeitslosenquote noch um die Hälfte über dem Stand vor der Krise liegen. Eine Ausnahme stelle lediglich Deutschland dar, wo Kurzarbeit und andere arbeitsmarktpolitische Maßnahmen einem Anstieg der Arbeitslosigkeit erfolgreich entgegenwirkten.

1,53 Milliarden Menschen - rund die Hälfte aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf der Welt - arbeiteten dem Bericht zufolge 2009 unter ungesicherten Bedingungen. Der Anteil der Beschäftigten mit einem Verdienst von umgerechnet 1,25 Dollar pro Tag lag 2009 bei 20,7 Prozent. Das entspricht 630 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. 40 Millionen mehr Menschen als vor der Krise zählen damit inzwischen zu den arbeitenden Armen.

Der Bericht zeige auch, dass die Krise die bereits existierenden Probleme auf den Arbeitsmärkten noch verschärfte, so die ILO. So sei die Jugendarbeitslosenrate von 11,8 Prozent im Jahr 2007 auf 12,6 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen.

www.ilo.org

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