fair_spieltNürnberg. - Unter dem Motto "Toys go green" stellt die diesjährige Spielwarenmesse in Nürnberg das Thema "Nachhaltigkeit" in den Fokus. Sie will damit Hersteller und Händler ermutigen, ihr unternehmerisches Engagement nachhaltiger zu gestalten – von ökologischen Materialien, innovativen Verpackungen über die Vermittlung von Nachhaltigkeit durch das Spielkonzept bis hin zu sozialer Verantwortung in der Lieferkette. Doch laut einer Umfrage der "Aktion fair spielt" verweigern sich viele Firmen der Branche weiter ihrer sozialen Verantwortung.

Aus Anlass der Spielwarenmesse vom 3. bis 8. Februar in Nürnberg
 unternahm die Aktion fair spielt eine Firmen-Umfrage zur Beteiligung an Programmen für bessere Arbeitsbedingungen in den Spielzeugfabriken in Fernost. 242 Spielzeughersteller und -händler waren in die jährliche Fragebogenaktion einbezogen, doch nur 53 Firmen gaben Auskunft – deutlich weniger als in den Vorjahren.

Bei der Umsetzung des Verhaltenskodexes des Weltverbandes der Spielzeugindustrie (ICTI) gab es demnach keinerlei Fortschritte, im Gegenteil: Im Vergleich zu Anfang 2009 ging die Zahl der Firmen, deren chinesische Zulieferer alle nach dem Kodex zertifiziert sind, von 25 auf 21 Prozent zurück. Der Anteil der Unternehmen, von deren chinesischen Lieferanten mindestens die Hälfte ein Zertifikat vorweisen kann, verringerte sich von knapp 40 auf 29 Prozent. Dagegen stieg der Anteil der Spielzeugfirmen ohne zertifizierte Lieferanten von 52 auf 62 Prozent.

Die Aktion fair spielt sieht diese Entwicklung mit "großer Besorgnis". Schließlich stünden hinter den Zahlen menschliche Schicksale. Aktuelle Studien – wie der soeben vorgelegte Bericht von SACOM – belegten, dass die Arbeitsrechte in Spielzeugfabriken weiterhin mit Füßen getreten würden, insbesondere indem die gesetzlich zulässigen Arbeitszeiten massiv überschritten, Überstundenzuschläge verweigert und Versicherungspflichten umgangen würden. Selbst beim Arbeitsschutz bestünden nach wie vor gravierende Mängel. In einer solchen Situation könne auf wirksame Maßnahmen zur Durchsetzung der Arbeitsrechte nicht verzichtet werden.

Vor drei Jahren hatte der Deutsche Verband der Spielwaren-Industrie beschlossen, dass jedes seiner Mitglieder, das aus China Ware bezieht, an dem ICTI-Programm teilnehmen oder auf andere Weise menschenwürdige Arbeitsbedingungen nachweisen muss. Wer sich weigert, sollte aus dem Verband ausgeschlossen werden können. "Bisher hat man die Verweigerer gewähren lassen", kritisierte die Aktion fair spielt.

Josef Sayer, der Hauptgeschäftsführer des Bischöflichen Hilfswerks MISEREOR, sieht die Branche in der Pflicht, endlich Ernst zu machen mit ihren Versprechungen: "Es wird nun höchste Zeit für den Branchenverband, endlich Konsequenzen zu ziehen. Es ist nicht hinnehmbar, dass unsere Kinder mit Spielzeug spielen, das auf Kosten der Menschenrechte und der Lebensqualität zig-Tausender junger Frauen in anderen Teilen der Welt hergestellt wurde."

Maria Theresia Opladen, die Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, kritisiert aber auch den ICTI CARE-Prozess, das Programm des Weltverbandes der Spielzeugindustrie: "Wir sehen, dass es nicht ausreicht, sich auf Ankündigungen von Unternehmen zu verlassen. Deshalb muss der Verband endlich darüber Auskunft geben, welche Firmen ihre Selbstverpflichtungen umsetzen und welche nicht. Tut er das nicht, entwertet er sein eigenes Programm."

Jürgen Bergmann vom Nürnberger Bündnis "Fair Toys" fordert entschiedenere Schritte in Richtung Nachhaltigkeit. "Es ist gut, wenn Firmen auch ihre ökologische und soziale Verantwortung wahrnehmen. Dass sich nur 58 der knapp 2700 Aussteller an 'Toys go green' beteiligen, zeigt aber, dass das Thema in der Branche noch eine Nebenrolle spielt. Solange nicht einmal brancheneigene Programme wie der ICTI CARE-Prozess von den Unternehmen konsequent genutzt werden, kann von einer ernst zu nehmenden Trendwende in Richtung Nachhaltigkeit nicht die Rede sein."

www.fair‐spielt.de

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