oxfamBerlin. - Ein großer Anteil der internationalen Not- und Entwicklungshilfe fließt in Länder, die aus Sicht von Geberstaaten große sicherheitspolitische Bedeutung haben. Strategisch weniger bedeutende Regionen, die ebenfalls dringend Hilfe benötigen, gehen dagegen fast leer aus. Das zeigt der Oxfam-Bericht "Whose aid is it anyway? Politicising aid in conflicts and crises", der am Donnerstag veröffentlicht worden ist.

Seit 2002 floss dem Bericht zufolge ein Drittel der weltweiten Entwicklungshilfe für insgesamt 48 fragile Staaten in nur drei Länder: Irak, Afghanistan und Pakistan. Oxfam fordert, die Hilfe am Bedarf und an der nachhaltigen Armutsbekämpfung auszurichten - und nicht an kurzsichtigen politischen Zielen und Sicherheitsinteressen der Geberländer.

"Zuviel Entwicklungshilfe fließt in wenig nachhaltige und ineffiziente Hilfsprojekte in Krisengebieten. Häufig profitieren jene Länder, in denen ausländisches Militär eingesetzt ist. Damit soll die Sympathie der Bevölkerung für die Soldaten der Geberländer gesteigert werden", sagte Mike Lewis, Autor der Studie. "Das ist eine völlig falsche Motivation. Sinnvolle Entwicklungshilfe muss sich am Bedarf ausrichten und das Ziel verfolgen, nachhaltig Armut zu verringern. Hilfe, die militärischen Zielen untergeordnet ist, gefährdet dagegen Helfer und ihre Zielgruppen", so Lewis.

Obwohl weltweit immer mehr Menschen von Naturkatastrophen betroffen sind und in Armut leben, halten die Ausgaben vieler Geberstaaten für Not- und Entwicklungshilfe nach Beobachtungen von Oxfam nicht Schritt mit dem Bedarf. Umso wichtiger sei es, dass die knappen Mittel langfristig wirksam eingesetzt werden und nicht kurzsichtigen politischen und militärischen Interessen dienen.

Oxfam kritisiert speziell die bei vielen Geberländern verbreitete Praxis, Nothilfe durch das Militär zu leisten. Das führe häufig zu überhöhten Kosten und Doppelungen mit den Maßnahmen ziviler Organisationen aufgrund mangelhafter Absprachen. So kosteten das Impf- und das Wasser-Programm der spanischen Armee nach dem Erdbeben in Haiti 18-mal soviel wie bei einer zivilen Hilfsorganisation und sie überlappten sich teilweise mit den Maßnahmen ziviler Organisationen.

Das Militär könne bei humanitären Krisen eine wichtige Rolle spielen - vor allem, um Sicherheit herzustellen oder bei Katastrophen am Anfang die Logistik und Rettungsmaßnahmen zu übernehmen. Es sollte aber keine Maßnahmen durchführen, die auch zivile Organisationen übernehmen können wie zum Beispiel die Verteilung von Nahrungsmitteln oder Wasser, so Oxfam.

Der Bericht "Whose aid is it anyway? Politicising aid in conflicts and crises" beruht auf Oxfams langjährigen Erfahrungen bei der weltweiten Not- und Entwicklungshilfe und enthält Beispiele u.a. aus Afghanistan, den Besetzten Palästinensischen Gebieten, Haiti, Jemen und Somalia.

www.oxfam.de

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