gitewsJakarta. - Sechs Jahre nach der Tsunamikatastrophe vom Dezember 2004 hat eine deutsche Delegation am Dienstag in Jakarta das deutsch-indonesische Tsunami-Frühwarnsystem für den Indischen Ozean (GITEWS) an Indonesien übergeben. Das Projekt endet für die deutschen Beteiligten plangemäß zum 31. März. Indonesien übernimmt damit die alleinige Verantwortung für das Gesamtsystem.

Das Warnsystem nahm bereits 2008 den Betrieb auf und wurde seitdem ausgebaut und optimiert. Seit der Inbetriebnahme wurden nach Angaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mehr als zehn Tsunami-Ereignisse erfasst und Warnungen ausgegeben. Auch der jüngste Tsunami an der japanischen Küste, obwohl einige Tausend Kilometer entfernt, wurde von dem System registriert.

"Mit dem Warnsystem trägt die Bundesrepublik Deutschland dazu bei, dass das Leben der Menschen in den wiederaufgebauten Küstenregionen in Zukunft besser geschützt werden kann", erklärte der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel, der im Auftrag der Bundesregierung die deutsche Delegation anführte. "Die Tsunamigefahr ist allgegenwärtig. Darum ist es für uns wichtig, dass die deutsche Initiative in ein dauerhaft zuverlässig funktionierendes Frühwarnsystem mündet. Ein Warnsystem kann Tsunami-Zerstörungen nicht verhindern, aber ihre Auswirkungen und die Zahl der Opfer minimieren. Das ist das Ziel von GITEWS", betonte Rachel.

Die Erdbeben auf dem Grund des Indischen Ozeans entstehen entlang einer Subduktionszone am Meeresboden, dem Sundagraben, der sich bogenförmig von der Nordwestspitze Sumatras bis Flores im Osten Indonesiens erstreckt. Entsteht hier ein Tsunami, laufen die Wellen im Extremfall innerhalb von 20 Minuten an der Küste auf, so dass nur sehr wenig Zeit für eine Frühwarnung bleibt.

Das technische Konzept von GITEWS beruht auf einer Kombination verschiedener Sensoren. Entscheidend ist die schnelle und präzise Erfassung und Auswertung von Erdbeben, unterstützt durch GPS-Satellitennavigationsdaten und Pegel-Messungen. Die neu entwickelte Erdbeben-Auswertungssoftware habe sich als so schnell und zuverlässig erwiesen, dass sie mittlerweile in über 40 Ländern installiert wurde, so das BMBF.

GITEWS warnt maximal fünf Minuten nach einem Beben auf der Basis von Informationen aus den rund 300 Messstationen, die in den letzten sechs Jahren in ganz Indonesien aufgebaut wurden. Dazu gehören Seismometer, GPS-Stationen und Küstenpegel. Die Daten der Sensoren werden über ein Tsunami-Simulationssystem im Warnzentrum in ein Lagebild umgesetzt, das entsprechend gestufte Warnungen für die betroffenen Küstenabschnitte ausgibt.

Das Beben vor der Südküste Sumatras vom 25. Oktober 2010 habe allerdings die Grenzen der Tsunami-Frühwarnung aufgezeigt, erklärte das BMBF. Die vorgelagerten Mentawai-Inseln im Sunda-Bogen seien von dem ausgelösten Tsunami besonders stark getroffen worden. Etwa zeitgleich mit dem innerhalb von fünf Minuten ausgelösten Tsunami-Alarm seien hier die ersten Wellen aufgelaufen, so dass keine Zeit für eine Reaktion blieb und rund 500 Todesfälle zu beklagen waren. Für die weiter vom Beben entfernte Hauptinsel Sumatra mit den größeren Küstenstädten sei die Warnung rechtzeitig etwa 40 Minuten vor Eintreffen der ersten Wellen gekommen. Trotz der extrem kurzen Vorwarnzeiten habe sich GITEWS technisch und organisatorisch als funktionstüchtig erwiesen.

Indonesien will in den nächsten Jahren die Katastrophenschulung der Bevölkerung und die flächendeckende Verbreitung der Warnmeldungen weiter verbessern. Deutsche Experten unterstützen den Betreiber des Warnzentrums, BMKG (Meteorologischer, Klimatologischer und Geophysikalischer Dienst Indonesiens), bis 2014 weiter bei der Ausbildung des Fachpersonals. An dem Betrieb des Warnzentrums sind über 170 Personen beteiligt, etwa 40 davon ausschließlich im Schichtbetrieb.

Direkt nach der Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember 2004 hatte die Bundesregierung der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, vertreten durch das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ, den Auftrag zur Entwicklung und Implementierung eines Frühwarnsystems für Tsunamis im Indischen Ozean erteilt. Die Mittel in Höhe von 55 Millionen Euro stammen zu großen Teilen aus dem Beitrag der Bundesregierung im Rahmen der Flutopferhilfe. Das Projekt wurde als Forschungsvorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und in Zusammenarbeit mit dem indonesischen Wissenschaftsministerium und zuständigen Fachbehörden durchgeführt.

www.gitews.de
www.bmbf.de

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