gfbvGöttingen. - In Ostafrika sind Zehntausende von Nomaden auf der Flucht vor einer Dürrekatastrophe. Allein in den vergangenen Tagen seien mehr als 10.000 Nomaden aus dem Norden Kenias in das benachbarte Uganda geflohen, berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag in Göttingen. In Somalia flüchteten inzwischen mehr Nomaden vor den verheerenden Folgen der Dürre als vor dem Bürgerkrieg.

"Ostafrikas Nomaden droht ein großer Exodus", warnte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Mehr als acht Millionen Menschen in Kenia, Somalia, Äthiopien und dem Südsudan benötigen aufgrund ausgebliebener Regenfälle dringend Hungerhilfe. Im Norden Kenias drohen durch die Dürre zudem Konflikte zwischen ethnischen Gemeinschaften um Weideland und Zugang zu Brunnen."

Vor eskalierenden bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen verarmten Nomadengruppen in Dürregebieten Kenias sind nach GfbV-Angaben im März 2011 mehr als 4.000 Nomaden geflüchtet. Rund 1.200 von ihnen sind Frauen und Kinder, die am 17. März während eines Streits um Weidegrund zwischen Samburu- und Pokot-Nomaden südlich des Turkana-Sees im Nordwesten des Landes die Flucht ergreifen mussten.

Rund 2.800 Flüchtlinge kommen aus dem im Zentrum des Landes gelegenen Tana River Distrikt. Dort hatte es am 5. März Auseinandersetzungen mit Nomaden gegeben, die auf der Suche nach Weideland aus dem Nordosten Kenias gekommen waren. Die kenianische Polizei hatte die streitenden Parteien gewaltsam entwaffnet. Augenzeugen berichteten, dass Polizisten bei ihrer Aktion mindestens drei Frauen vergewaltigt und Verwundeten medizinische Betreuung verwehrt hätten. Seit Jahren klagen kenianische Nomaden über unverhältnismäßigen Gewalteinsatz von Sicherheitskräften, wenn diese Nomaden entwaffnen.

In Somalia mussten der GfbV zufolge seit Anfang Dezember 2010 mindestens 52.000 Menschen aufgrund der Dürre ihre Siedlungen verlassen. Viele versuchten, im benachbarten Kenia Zuflucht zu finden, doch immer häufiger würden sie an der Grenze abgewiesen. Kenias Behörden wüssten nicht, wie sie die Dürrekatastrophe im eigenen Land bewältigen sollen. Kenias Fleischmarkt sei zusammengebrochen, da immer mehr Not leidende Nomaden ihre Tiere zum Schlachten bringen. Inzwischen fördere der kenianische Staat den Aufkauf des abgemagerten Viehs, um den Nomaden ein Existenzminimum zu sichern. Kenianische Parlamentarier aus den Katastrophengebieten im Norden des Landes forderten, dass in ihren Provinzen der Notstand ausgerufen wird.

Aufgrund des Klimawandels, so die GfbV, werden im Norden Kenias die Intervalle zwischen Dürrekatastrophen immer kürzer. In den 70er-Jahren seien noch rund zehn Jahre zwischen den Katastrophen gelegen, in den 80er-Jahren nur noch fünf Jahre. Heute werde alle zwei bis drei Jahre eine Dürre registriert. Zuletzt wurden 2009 rund 80 Prozent des Viehbestands der Massai vernichtet.

www.gfbv.de

Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.