Bonn. - Rund 15 Prozent des Preisanstiegs bei Getreide sind auf Spekulanten und ihre Aktivitäten auf den globalen Finanzmärkten zurückzuführen. Zu dieser Einschätzung kommt die neue Studie "Finanzmärkte als Hungerverursacher?" der Hochschule Bremen. Die Untersuchung entstand im Auftrag der Welthungerhilfe.
Nach Untersuchungen der Weltbank leben heute 44 Millionen mehr Menschen in extremer Armut als noch vor acht Monaten. Das liegt vor allem daran, so die Welthungerhilfe, dass Grundnahrungsmittel in den vergangenen Jahren immer teurer geworden sind. Die Studie der Hochschule Bremen im Auftrag der Welthungerhilfe zeigt, dass etwa 15 Prozent des Preisanstiegs bei Getreide auf Spekulanten und ihre Aktivitäten auf den globalen Finanzmärkten zurückzuführen sind.
Zu den wichtigsten preistreibenden Faktoren auf dem weltweiten Nahrungsmittelmarkt gehören der Studie zufolge die wachsende Nachfrage nach tierischen Lebensmitteln und Energiepflanzen sowie die steigenden Erdölpreise. Von zunehmender Bedeutung seien auch Spekulationen um Nahrungsmittel im globalen Finanzmarkt. Es habe zwar immer Großhändler gegeben, die zu Garantiepreisen kauften, und Produzenten, die zu Garantiepreisen verkauften. Doch seit einigen Jahren seien verstärkt Akteure auf dem Getreidemarkt, die versuchten, zukünftige Preise richtig vorherzusagen und damit einen Gewinn zu erzielen. Sie wetten auf Nahrungsmittelpreise und setzen Kapitalanlagen preistreibend ein, um den spekulierten Preis zu erreichen. Das führe zu einem künstlichen Anstieg der Preise.
Die Bundesregierung, die Europäische Union und andere große Agrarhandelsländer - allen voran die USA - müssten umgehend politische Handlungsspielräume nutzen, um preistreibenden Kapitalanlagen in Nahrungsmittelmärkten einzudämmen, fordert die Welthungerhilfe. Möglichkeiten hierzu gebe es: international verbindliche Regeln, eine strengere Berichtspflicht, Mengen- und Preisbeschränkungen. Auch eine Umsatzsteuer für Wettgeschäfte auf Nahrungsmittelpreise könne ein geeignetes Instrument sein, um Spekulanten das allzu leichte Spiel zu verderben.
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