Berlin. - Täglich sterben weltweit etwa tausend Frauen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt ihres Kindes. Insgesamt kommen mehr als 350.000 Schwangere pro Jahr ums Leben – 99 Prozent von ihnen in Entwicklungsländern. Die meisten dieser Todesfälle wären vermeidbar, etwa durch ein besseres Gesundheitssystem. Darauf hat am Donnerstag das "Mutternacht"-Bündnis aus zehn Entwicklungs-Organisationen mit einem "Hürdenlauf" am Brandenburger Tor in Berlin aufmerksam gemacht.
Schwangere Frauen im Sporttrikot armer Länder wie Tschad, Sierra Leone und Haiti versuchten vergeblich, symbolische "Hürden zur sicheren Geburt in armen Ländern" zu überspringen. Mit der Aktion erinnerte das Bündnis die Bundesregierung an ihre Verpflichtung, die Gesundheit von Müttern zu verbessern und Armut zu bekämpfen.
Im Rahmen der Millennium-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen hat auch Deutschland sich verpflichtet, weltweit die Müttersterblichkeit bis 2015 um drei Viertel zu senken (Millenniumsziel 5). Bisher seien hier kaum Fortschritte erzielt worden, erklärten die Hilfsorganisationen.
Vor allem für Frauen in Afrika südlich der Sahara ist es nach Angaben des Bündnisses nach wie vor lebensgefährlich, ein Kind zu bekommen. In dieser Region komme eine von 31 Frauen bei der Geburt ums Leben. Zum Vergleich: In Deutschland stirbt eine von 11.100 Frauen. Weitere Millionen Frauen leiden ihr Leben lang an gesundheitlichen Einschränkungen nach Komplikationen bei der Geburt wie Scheidenfisteln, Anämie oder Unfruchtbarkeit. Die meisten dieser Todesfälle und Gesundheitsprobleme könnten durch eine medizinische Betreuung verhindert werden. Doch nur rund zwei Drittel aller Geburten weltweit werden von einem Arzt oder einer Hebamme betreut.
"Wir dürfen den Tod Hunderttausender Frauen nicht länger hinnehmen", betonte Renate Bähr, Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung und Initiatorin der Aktion. "Es ist höchste Zeit, dass Deutschland verstärkt dazu beiträgt, die Gesundheit von Müttern vor allem in den ärmsten Ländern der Welt deutlich zu verbessern. Zwar hat die Bundesregierung ihr Engagement im vergangenen Jahr erhöht, doch das reicht längst nicht aus, um das Millenniumsziel noch zu erreichen."
Das "Mutternacht"-Bündnis forderte die Bundesregierung unter anderem auf, die Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern durch Investitionen in die Ausbildung von medizinischen Fachkräften zu stärken und sich für den Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit für alle bis 2015 einzusetzen. Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) schätzt, dass pro Jahr insgesamt zwölf Milliarden US-Dollar zusätzlich für Familienplanung sowie Mütter- und Kindergesundheit erforderlich sind, um das Millenniumsziel 5 zu erreichen.
Im "Mutternacht"-Bündnis engagieren sich Action for Global Health, action medeor, CARE Deutschland-Luxemburg e.V., Evangelischer Entwicklungsdienst, Oxfam Deutschland e.V., "Peer Up!”, Plan International Deutschland e.V., Rotary International - Rotarian Action Group for Population Growth & Sustainable Development (RFPD), Stiftung Weltbevölkerung sowie World Vision Deutschland.
www.mutternacht.de