grauwal_wwfJersey. - Nach heftigen Debatten ist auf der englischen Kanalinsel Jersey die 63. Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) zu Ende gegangen. Die Konferenz beschloss mehr Transparenz, die Einrichtung eines neuen Walschutzgebietes im Südatlantik scheiterte jedoch am Boykott der Walfangländer. "Mit dem heutigen Tag wurde der mehrjährige Kuschelkurs mit den Walfängern beendet", sagte Sandra Altherr, die für Pro Wildlife an der Tagung teilnahm.

"Es ist frustrierend, dass über das brennendste Thema - der eigenmächtige Walfang in Japan, Norwegen und Island – kaum gesprochen wurde", kritisierte Pro Wildlife Sprecherin Altherr.  Die wichtigste Entscheidung der diesjährigen IWC bleibe damit die Annahme des Transparenz-Papieres, das künftig den Stimmenkauf in der IWC erschweren soll.

Im Gegensatz zu den seit Jahren laufenden Bemühungen, alle Diskussionen in der IWC im Konsens zu entscheiden, verlangten Argentinien und Brasilien die Abstimmung über ein Schutzgebiet im Südatlantik. "Japan verhinderte dies mit einem Taschenspielertrick: Alle Walfangländer verließen zur Abstimmung den Raum - um dann die Beschlussfähigkeit der IWC anzuzweifeln, für die mindestens die Hälfte aller IWC-Mitgliedsstaaten anwesend sein muss. Es kam zum Eklat: Neun Stunden wurde die Sitzung unterbrochen, hinter verschlossenen Türen das weitere Vorgehen diskutiert und die Entscheidung schließlich auf nächstes Jahr vertagt", berichtete die Pro Wildlife Sprecherin.

Altherr begrüßte dennoch das Vorgehen der Südamerikaner: "Seit 2008 verharrt die IWC in der Kuschelkurs-Falle - mit dem Ergebnis, dass fast alle Vorschläge verwässert werden. Wir hoffen, dass künftig wieder mehr Länder den Mumm aufbringen, ihre Anträge zur Abstimmung zu bringen."

Die IWC-Mitgliedsstaaten einigten sich im Konsens auf ein Maßnahmenpaket für mehr Transparenz und weniger Korruption: So sollen Mitgliedsbeiträge nur noch mit Überweisungen von Regierungskonten gezahlt werden dürfen. "Dass Delegierte dicke Geldbündel zugesteckt bekommen, kann die IWC auch künftig nicht verhindern", so Altherr. "Dennoch hilft der Vorstoß, den Stimmenkauf in der IWC einzudämmen."

"Als Resümee der diesjährigen IWC sind allem die Länder aus Lateinamerika, England, Deutschland, Frankreich und Belgien zu loben. Sie haben hier mit viel Engagement für den Walschutz gekämpft", sagte Altherr. Neben St. Kitts & Nevis und Russland habe Island zu den aggressivsten Delegationen auf der diesjährigen IWC-Tagung gehört. "Nachfragen nach Details aus seinem Walfang wies Island brüsk zurück. Sein Auftritt hier ist wohl das letzte Aufbäumen einer Walfängerlobby, bevor die EU und ein fehlender Absatzmarkt für Walfleisch den isländischen Walfang ein für allemal beenden", so die Pro Wildlife Sprecherin.

"Der internationale Walschutz ist - mal wieder - am Widerstand der Pro-Walfangstaaten gescheitert", kritisierte Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland. "Es wird immer schwerer dieses Forum noch ernst zu nehmen. Politische Ränkespiele werden auf dem Rücken bedrohter Walarten ausgetragen."

Zum Eklat war es laut WWF gekommen, als die Pro-Walfangstaaten, angeführt von Japan, Island und Norwegen, vor der Abstimmung über den Antrag südamerikanischer Mitgliedsnationen für ein südatlantisches Walschutzgebiet für Stunden den Saal verließen. Aufgrund dieses Verhaltens wurden die weiteren Tagesordnungspunkte zum Walschutz fallen gelassen.

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