oxfamBerlin. - Die Lage in Ostafrika ist dramatisch. Um die drohende Hungerkatastrophe abzuwenden, müsse die Nothilfe dringend ausgeweitet werden, fordert Oxfam. Benötigt werde schätzungsweise eine Milliarde US-Dollar, bislang seien aber nur rund 200 Millionen Dollar bereitgestellt worden. Viele Geberländer hätten sich bisher mit Hilfszusagen extrem zurückgehalten, kritisierte die Hilfsorganisation am Mittwoch in Berlin. Die bündnisgrüne Fraktion im Deutschen Bundestag beantragte eine Sondersitzung des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

"Die Geberländer haben viel zu lange gezögert, bevor sie überhaupt auf die Krise reagiert haben", erklärte Oxfam-Geschäftsführer Paul Bendix. "Es ist unverantwortlich, dass sie jetzt immer noch so zurückhaltend sind, wo das wahre Ausmaß der Krise von Tag zu Tag deutlicher wird. Es geht hier um Millionen von Menschenleben."

Die zugesagte Nothilfe vieler europäischer Geber sei bislang "überraschend gering, von Großbritannien abgesehen", so Oxfam. Italien und Dänemark hätten überhaupt noch keine Gelder für Ostafrika in Aussicht gestellt. Frankreich habe zwar politische Initiativen vorgeschlagen, etwa die Einberufung eines außerordentlichen Treffens der G20-Staaten, aber bisher keinen Euro für die Nothilfe in Ostafrika bereitgestellt. Deutschland und Spanien hätten ihre humanitäre Hilfe für die Krisenregion zwar leicht erhöht, aber nicht in angemessenem Umfang. "Die Beiträge aus Europa müssen deutlich aufgestockt werden. Angesichts des Ausmaßes der Krise werden aber auch Länder in Afrika und im arabischen Raum ihren Beitrag leisten müssen", sagte Bendix.

Die Nahrungsmittelkrise ist Oxfam zufolge auch auf verfehlte Politiken zurückzuführen, sowie im Falle von Somalia auf jahrzehntelange bewaffnete Auseinandersetzungen. "Es ist kein Zufall, dass diejenigen Gebiete, die es jetzt besonders hart trifft, auch zu den ärmsten und wirtschaftlich am stärksten vernachlässigten Regionen in Ostafrika zählen", so Bendix.

Oxfam fordert angesichts der Krise oberste Priorität für unmittelbare Nothilfe zugunsten der betroffenen Bevölkerung. Langfristig müssten sich die Regierungen der Geberländer und der betroffenen Länder jedoch auch mit den Ursachen der Krise befassen und mit der Frage, wie man künftig derartige Hungersnöte in der Region verhindern kann. Dafür würden langfristige Investitionen insbesondere in die kleinbäuerliche Nahrungsmittelproduktion, in Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und in den Katastrophenschutz notwendig sein.

Die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hat "angesichts der enttäuschenden Reaktion der Bundesregierung auf die katastrophale Hungersnot am Horn von Afrika" eine Sondersitzung des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (AwZ) des Deutschen Bundestages zur aktuellen humanitären Lage am Horn von Afrika beantragt. "Die bisherigen Reaktionen der Bundesregierung sind angesichts der dramatischen Situation von mehr als 12 Millionen hungernden Menschen in Ostafrika unbefriedigend", sagte der Sprecher für Welternährung der Grünen, Thilo Hoppe, am Mittwoch in Berlin.

Die Bundesregierung habe bisher nur zusätzliche sechs Millionen Euro Hilfe zur Bewältigung der aktuellen Krise zugesagt, kritisierte Hoppe. "Dies ist - angesichts des Bedarfs der UN-Hilfsorganisationen von über einer Milliarde Euro und im Vergleich mit anderen Gebern - ein sehr geringer Betrag. So hat beispielsweise die britische Regierung knapp 60 Millionen Euro zusätzliche Mittel versprochen. In der Sondersitzung des AwZ wollen wir uns über die Lage vor Ort informieren und die Bunderegierung dazu anhalten, Verantwortung zu übernehmen und ihre Hilfe deutlich aufzustocken."

Die Lobbyorganisation ONE will mit einer Petition Druck auf die Bundesregierung ausüben, damit diese ihre Soforthilfe für die Länder am Horn von Afrika massiv erhöht. Der Direktor von ONE, Tobias Kahler, zeigte sich angesichts der bisher zugesagten Soforthilfe Deutschlands enttäuscht. Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) dürfe sich "jetzt nicht allein auf die Spendenbereitschaft der Bevölkerung verlassen. Er muss die Soforthilfe Deutschlands umgehend massiv erhöhen."

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