oxfamBerlin. - Pakistan ist auch ein Jahr nach den schlimmsten Überschwemmungen seiner Geschichte weiterhin schlecht auf eine Flut oder andere Naturkatastrophen vorbereitet. Dies geht aus der Oxfam-Studie "Ready or Not: Pakistan's resilience to disasters one year on from the floods" hervor. Oxfam warnt, dass mit Beginn der aktuellen Monsunsaison zwei bis fünf Millionen Menschen in der Indus-Region aufs Neue bedroht sind und fordert mehr Investitionen in den Katastrophenschutz in Pakistan.

"Schon mit einer Erstinvestition von 27 Millionen US-Dollar könnten die Verluste bei künftigen Katastrophen erheblich verringert werden", sagte Oxfam-Geschäftsführer Paul Bendix. Die Bevölkerung schwebe derzeit wieder in Gefahr, weil die pakistanische Regierung bisher keine ausreichenden Katastrophenschutzmaßnahmen ergriffen habe. Hinzu komme, so Bendix, dass "die internationalen Geberstaaten den UN-Nothilfeaufruf über zwei Milliarden US-Dollar vom letzten Jahr nur zu 70 Prozent finanziert haben und davon weniger als zehn Prozent für die Katastrophenvorsorge verwendet wurde."

Während das Wasser in den Provinzen Sindh und Punjab Oxfam zufolge schon wieder steigt, kämpfen viele Menschen in Pakistan nach wie vor mit den Folgen der Überschwemmungen vom letzten Jahr. Mehr als 800.000 Familien haben noch keinen Ersatz für ihre zerstörten Häuser, rund 37.000 Familien harren weiterhin in Zeltlagern aus, so die Hilfsorganisation. Zahlreiche Flussdeiche seien nur unzureichend repariert worden. Sie drohten neuen schweren Belastungen nicht standzuhalten.

"Hunderte Dörfer im Süden der Provinz Punjab und in Sindh sind schon wieder überflutet oder akut bedroht", berichtete Oxfams Landesdirektorin Neva Khan. Die Bevölkerung habe kein Vertrauen mehr in die staatlichen Schutzmaßnahmen. Viele befürchteten, erneut all ihr Hab und Gut zu verlieren. Das habe weitreichende Konsequenzen: "Viele Bauern haben aus Angst vor Ernteausfällen weniger Feldfrüchte angebaut als sonst, andere verlassen bereits ihre Häuser und ziehen in höher gelegene Gebiete", so Khan. Dabei sei die Ernährungssicherheit in den Flutregionen anhaltend schwierig.

Pakistanische Helfer und Behörden hätten letztes Jahr engagiert gegen die große Flut gekämpft, doch der staatliche Katastrophenschutz leide nach wie vor an Ineffizienz und Reformstau, kritisiert Oxfam. Aus der Studie geht hervor, dass Doppelstrukturen und Zuständigkeitslücken oftmals die Hilfe behindern. Zudem habe die pakistanische Regierung viel zu wenig Mittel in die Katastrophenvorsorge investiert. "Die Verantwortlichen müssen endlich begreifen, dass sie mit Katastrophenvorsorge langfristig Geld sparen. Eine Schule oder ein Krankenhaus, das im Flutgebiet neu aufgebaut wird, hilft den Menschen nur, wenn ein stabiler Deich die Gebäude schützt", so Khan.

Khan: "In Pakistan gab es seit 1947 insgesamt 67 große Überschwemmungen. Mit fortschreitendem Klimawandel dürfte sich der Trend verstärken. Extreme Naturereignisse sind unvermeidlich, ihre katastrophalen Auswirkungen sind es aber nicht. Die pakistanische Regierung muss umgehend alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, damit Millionen Menschen künftig besser vor Fluten, Erdbeben oder Dürren geschützt sind."

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