pakistan_flagge_100Berlin. - Ein Jahr nach Beginn der Jahrhundertflut in Pakistan haben Hilfswerke eine gemischte Bilanz der Fluthilfe gezogen. Der Wiederaufbau des asiatischen Landes sei erfolgreich angelaufen, aber es gebe noch große Herausforderungen, erklärte das "Bündnis Entwicklung Hilft". Die pakistanische Regierung sei mit dem Krisenmanagement überfordert. Die Kindernothilfe warnte vor "fatalen Spätfolgen" der Flut für Kinder.

"Wir haben hunderttausende Menschen mit unserer Nothilfe erreicht. Inzwischen sind viele Projekte zum Wiederaufbau des Landes erfolgreich angelaufen. Doch es gibt unbestritten weiterhin große Herausforderungen", erklärte der Geschäftsführer des Bündnisses Entwicklung Hilft, Peter Mucke, im jetzt vorgelegten Rechenschaftsbericht "Der Wiederaufbau nach der Flut in Pakistan". Zu den Herausforderungen zählten die Überforderung der pakistanischen Regierung mit dem Krisenmanagement, die mangelnde Gleichstellung der Frau, die quasi-feudalistische Gesellschaftsstruktur im Süden Pakistans, die schlechte Sicherheitslage im Norden und nicht zuletzt die Gefahr erneuter Überschwemmungen durch die gerade begonnene Monsunzeit.

"Pakistan ist eine extrem verwundbare Gesellschaft. Das hat auch unser im Juni veröffentlichter WeltRisikoBericht 2011 gezeigt. Pakistans hohes Risiko, Opfer von Naturkatastrophen zu werden, wird aber weniger durch das reine Ausgesetztsein gegenüber Naturgefahren bedingt als vielmehr durch die schlechte Verfasstheit der Gesellschaft", sagte Marion Aberle, die stellvertretende Bündnis-Vorsitzende.   

"Deshalb ist es wichtig, nach der Phase der reinen Nothilfe auch langfristige Projekte der Entwicklungszusammenarbeit zu realisieren. Damit Pakistan Naturgefahren wie Überschwemmungen künftig besser bewältigen kann", mahnte Aberle. Die Hilfswerke im Bündnis Entwicklung Hilft und die drei in Pakistan aktiven Bündnis-Partner konzentrierten sich bei ihrer Arbeit auf die Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und die Stärkung von Frauen- und Kinderrechten. "Beide Bereiche sind wichtig, um die Verwundbarkeit der pakistanischen Gesellschaft nachhaltig zu reduzieren."

Das Bündnis Entwicklung Hilft, dem Brot für die Welt, medico international, Misereor, terre des hommes und Welthungerhilfe angehören, hat nach eigenen Angaben bisher 28,9 Millionen Euro Spenden für Pakistan erhalten. Diese Gelder hat das Bündnis an die fünf Bündnis-Mitglieder und die drei in Pakistan tätigen Bündnis-Partner ausgezahlt. Bereits eingesetzt bzw. verbindlich verplant wurden 11,45 Millionen Euro. Die restliche Summe steht für weitere langfristige Entwicklungsprojekte zur Verfügung.

"Die Flut in Pakistan droht für Kinder fatale Spätfolgen zu haben", warnte Jürgen Thiesbonenkamp, Vorstandsvorsitzender der Kindernothilfe. "Dauerprobleme im Land wie Mangelernährung, Bildungsnotstand und Kinderarbeit haben sich auf lange Sicht verschärft, zudem registrieren wir immer mehr Straßenkinder." Dank großer Spendenbereitschaft in Höhe von 8,6 Millionen Euro habe die Kindernothilfe seit August vergangenen Jahres 140.000 Menschen geholfen zu überleben. "Mit umsichtigem Wiederaufbau wollen wir nun mithelfen, die Probleme langfristig zu lösen."  

Bis heute betreibt das Hilfswerk 87 Kinderzentren in den ehemaligen Flutgebieten. "In den Zentren bekommen Mädchen und Jungen Essen, Schulunterricht, psychologische sowie medizinische Betreuung", so Thiesbonenkamp, "all das ist bis heute notwendig, da weiterhin enormer Mangel besteht."

www.entwicklung-hilft.de
www.kindernothilfe.de