kenia_dadaab_200Nairobi. - Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) hat am Dienstag auf seiner Kenia-Reise das Flüchtlingslager Dadaab im Osten des Landes besucht. "Mir war es wichtig, einen eigenen Eindruck von der aktuellen Situation zu gewinnen", sagte Niebel. "Das Ausmaß menschlichen Elends und die Perspektivlosigkeit der betroffenen Menschen zu sehen, ist nur schwer erträglich. Es war wichtig, schnell zusätzliche Hilfe bereit zu stellen."

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) will daher neben der Nahrungsmittel-Soforthilfe auch seine Anstrengungen verstärken, die Lebenssituation für die Flüchtlinge sowie für die einheimische Bevölkerung mittel- und langfristig zu stabilisieren. Insbesondere sollen durch verbesserte Bildungsmöglichkeiten Chancen für Kinder geschaffen werden.

In dem Flüchtlingslager befinden sich inzwischen mehr als 400.000 Menschen unter sehr schwierigen Lebensbedingungen. Die Einrichtungen für die Flüchtlinge seien veraltet und überfüllt, so das BMZ.

Das Entwicklungsministerium unterstützt das Flüchtlingslager Dadaab im Rahmen eines gemeinsamen Programms mit dem UN-Flüchtlingswerk UNHCR bereits seit einigen Jahren, in diesem Jahr mit zwei Millionen Euro. Dabei werden Flüchtlingen und auch der einheimischen Bevölkerung Kenntnisse zu Umwelt-, Konflikt- und Gesundheitsthemen vermittelt. Wiederaufforstungsmaßnahmen sollen helfen, den Grundwasserspiegel zu erhöhen und die langfristige Wasserentnahmemöglichkeit zu verbessern. Damit werde Schäden durch das Sammeln von Brennholz, die Abholzung von Bäumen und durch weidendes Vieh begegnet.

Außerdem werden in Dadaab nach Angaben des BMZ energiesparende Öfen eingeführt, Saatgut verteilt sowie Möglichkeiten für die Bevölkerung geschaffen, Einkommen zu erzielen. Im Gesundheitssektor stellt das Vorhaben Medikamente bereit und schult medizinisches Personal für insgesamt zehn Krankenhäuser, in denen sich sowohl Kenianer als auch Flüchtlinge behandeln lassen können. Flüchtlinge erhalten eine medizinische Erstversorgung, besonders Mütter und mangelernährte Kinder unter fünf Jahren.

Die beiden Organisationen World Vision und ShelterBox arbeiten unterdessen daran, rund 5.000 Zelte in das Lager Dadaab zu bringen. Etwa 30.000 Menschen sollen in den Zelten einen sicheren Unterschlupf finden. Im Laufe dieser Woche erhalten einige hundert Familien durch World Vision zudem Decken, Eimer, Küchenutensilien sowie Hygienie- und Waschartikel.

Die Zelte werden dringend gebraucht, da sich die Lage in Dadaab zunehmend gespannt und chaotisch entwickelt angesichts von 1.500 Flüchtlingen, die das Lager jeden Tag erreichen. Die Gegend um Daddab ist ausgedörrt und bietet keinen Schutz vor dem Wind, der ständig Staub und Sand aufwirbelt. Vor allem für Kinder ist dieser Zustand unerträglich, da sie häufig nach tagelangen Fußmärschen erschöpft und halbverhungert das Lager erreichen. Viele leiden bereits an Infektionskrankheiten oder müssen umgehend mit therapeutischer Zusatznahrung behandelt werden.

Die Welthungerhilfe hat am Dienstag mit der Verteilung von zunächst 6.000 Hygiene-Kits für Neuankömmlinge im Flüchtlingslager Dadaab begonnen. Darin enthalten sind Kanister, Waschschüsseln, Eimer und Seife. Die Hilfe wird zusammen mit der italienischen Organisation Cesvi, einem Partner der Welthungerhilfe im Rahmen der Alliance2015, mit Spendengeldern realisiert.

Die Welthungerhilfe mahnte, Dadaab dürfe keine "Endstation" werden. Flüchtlingslager sollten nur eine Notlösung für eine Übergangszeit sein. "Leider verwandeln sich diese aber immer häufiger in dauerhafte humanitäre Notlagen", erklärte Wolfgang Jamann, Generalsekretär der Welthungerhilfe. "Die Menschen in den Lagern brauchen aber eine Perspektive, sie sind kein reines 'Logistikproblem'."

Dazu muss nach Jamann zweigleisig vorgegangen werden: "Die Regierungen von Kenia und Äthiopien müssen den Flüchtlingen die Möglichkeit der Selbstversorgung ermöglichen. Dazu gehört sowohl der Zugang zu Land als auch das Recht zu arbeiten. Gleichzeitig muss die internationale Gemeinschaft die Anstrengungen erhöhen, eine politische Lösung für Somalia zu finden, um die Rückkehr von Flüchtlingen zu ermöglichen."


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