unicef_neu_150Köln. - Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF hat vor einer Verschlechterung der ohnehin katastrophalen Situation der Kinder in den Hungergebieten am Horn von Afrika gewarnt. Nach neuesten Schätzungen seien allein in Somalia jetzt 450.000 Kinder unter fünf Jahren akut mangelernährt, darunter 190.000 in einem lebensbedrohlichen Zustand. Zehntausende Menschen seien in den vergangenen Monaten gestorben. Vermutlich war jedes zweite Opfer ein Kind.

In den meisten Gebieten Südsomalias ist nach Angaben von UNICEF inzwischen jedes sechste Kind in Lebensgefahr. Die Kindersterblichkeit in den Regionen Riverine, Lower Shabelle und Afgoye sowie bei Flüchtlingskindern in Mogadischu liege bei 13 pro 10.000 Kindern. Die Vereinten Nationen hatten in dieser Woche offiziell für die sechste Region in Somalia eine Hungersnot erklärt.

"Wir können eine Dürre kaum verhindern. Aber wir können und müssen verhindern, dass noch mehr Kinder verhungern", erklärte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, nach seiner Rückkehr aus dem Krisengebiet. "Auch schwer mangelernährte Kinder an der Schwelle zum Tod können gerettet werden, wenn sie rechtzeitig in Ernährungszentren behandelt werden. Es ist liegt in unser aller Verantwortung, die größte Hungersnot seit Jahrzehnten zu stoppen."

UNICEF unterstützt nach eigenen Angaben derzeit 800 Ernährungszentren in Somalia, 500 davon im Süden des Landes. In diesen Einrichtungen würden derzeit 35.000 schwer mangelernährte Kinder behandelt. Für die meisten dieser Kinder gebe es Hoffnung. So hätten in einem Ernährungszentrum in Dadaab von 114 im August aufgenommenen Kindern 110 überlebt, vier seien in den ersten 24 Stunden gestorben.

Trotz der massiv ausgeweiteten Hilfe reichen die Kapazitäten immer noch nicht aus, um alle Menschen mit Hilfe zu erreichen. UNICEF und seine Partner setzen daher nun auch mobile Zeltküchen ein, in denen Familien etwas zu essen bekommen. Weiter erhalten Familien direkt Nahrungsmittel wie zum Beispiel eine Mais-Soja-Mischung, Öl und Hülsenfrüchte. Hierdurch soll verhindert werden, dass noch mehr Menschen in einen lebensbedrohlichen Zustand geraten. In den kommenden sechs Monaten sollen so allein in Somalia 200.000 Familien versorgt werden.

Im Juli und August habe UNICEF mit 73 Flugtransporten und neun Schiffen insgesamt 3.700 Tonnen Hilfsgüter zur Versorgung der Kinder nach Ostafrika gebracht, berichtet das Hilfswerk. Darunter seien 800 Tonnen therapeutische Spezialnahrung, 2.400 Tonnen Zusatznahrung, Basismedikamente für 620.000 Menschen sowie Medikamente zur Behandlung von Durchfall und Cholera für 7.500 Menschen gewesen. UNICEF ruft weiter dringend zu Spenden auf.

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