svr_80Berlin. - Die Zirkuläre Migration, bei der Menschen aus Entwicklungs- und Schwellenländern mehrfach in einen Staat der Europäischen Union einreisen, dort arbeiten und mit den erworbenen Kenntnissen wieder in die Heimat zurückkehren, kann Chancen für alle Beteiligten bieten. Das hat Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) am Mittwoch auf einer Tagung des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) betont. Eine aktuelle SVR-Studie belegt die positiven Effekte zirkulärer Migrationsprogramme.

"Einem wachsenden Migrationswillen aus Entwicklungsländern nach Europa steht ein Fachkräftemangel in Deutschland gegenüber", sagte Niebel. "Dabei ist Migration stärker als früher eine befristete und oft mehrfache Wanderung zwischen mehreren Ländern. Oft bleiben dabei die Bindungen an das Herkunftsland enger als bei dauerhafter Auswanderung. Aus entwicklungspolitischer Sicht ist das eine gute Nachricht: Eine solche Migration bietet Chancen für alle Beteiligten - für die Migranten selbst, für die Herkunftsländer, aber auch für uns."

Das Entwicklungsministerium (BMZ) sei im Bereich Migration bereits vielfältig engagiert, betonte Niebel: "Wir unterstützen das entwicklungspolitische Engagement von Migrantenorganisationen, wir tragen dazu bei, Geldtransfers von Migranten in ihre Heimatländer zu erleichtern, und wir fördern mit dem Programm 'Rückkehrende Fachkräfte' Menschen, die in Deutschland studiert oder gearbeitet haben und in ihrem Herkunftsland entwicklungspolitisch aktiv werden wollen."

Mit vier Ländern - Indonesien, Vietnam, Albanien und Bosnien-Herzegowina - hat das BMZ nach eigenen Angaben ein Pilotprogramm zur temporären Arbeitsmigration gestartet. Dabei sollen Erfahrungen mit Pflegeberufen und technischen Berufen gesammelt werden. Zudem unterstützt das Ministerium die Umsetzung des "Gesamtansatzes Migration" der Europäischen Union, die sich vor allem auf die Zusammenarbeit mit den nordafrikanischen Staaten Ägypten, Tunesien und Marokko konzentriert.

In der SVR-Studie "Triple-Win oder Nullsummenspiel? Chancen, Grenzen und Zukunftsperspektiven für Programme zirkulärer Migration im deutschen Kontext" wird analysiert, unter welchen Voraussetzungen positive wirtschaftliche Effekte für die Herkunftsländer erzielt werden können und welche Vorteile zirkuläre Migration für das Aufnahmeland und für die Migranten selbst bietet. Der Studie zufolge sind entwicklungspolitische Effekte am größten, wenn folgende Voraussetzungen gegeben sind: eine wirtschaftliche Dynamik im Herkunftsland, eine Produktivitätssteigerung durch ein verbessertes Qualifikationsniveau der Rückkehrer und eine Zunahme von wirtschaftlichen Verflechtungen und Investitionen.

Notwendig seien zudem rechtsstaatliche Strukturen und möglichst wenig Korruption in den Herkunftsländern. Um signifikante wirtschaftliche Effekte in den Herkunftsländern zu erzielen, müsse außerdem ein ausreichend großer Bevölkerungsanteil an einem zirkulären Migrationsprogramm teilnehmen können.

Der SVR warnt jedoch vor einer Überschätzung der erhofften "Triple-Win-Relation", also eines Gewinns für alle drei Beteiligten (Herkunftsland, Aufnahmeland, Migranten). Dieser Gewinn fällt nach Einschätzung des SVR ungleich und insgesamt eher moderat aus. Am größten ist der Gewinn aus entwicklungspolitischer Sicht, wie die SVR-Studie, die von der Robert Bosch Stiftung gefördert worden ist, dokumentiert.

www.svr-migration.de
www.bmz.de

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