ipccBerlin. - Im Vorfeld der UN-Klimakonferenz im südafrikanischen Durban hat der Weltklimarat IPCC insbesondere Entscheidungsträgern einen Sonderbericht zu den Risiken von Wetterextremen vorgelegt. "Brot für die Welt", Germanwatch und andere nichtstaatliche Organisationen begrüßten den Bericht. Er gebe den Entscheidungsträgern Handlungsrezepte dafür, wo und wie sie sich auf drohende Extremereignisse einstellen und dazu Risikomanagement betreiben sollen.

Manfred Treber von Germanwatch, der die Verhandlungen in Kampala (Uganda) begleitet hat, weist allerdings auch auf Schwächen des Berichts hin: "In der Zusammenfassung für Entscheidungsträger wird nicht ausreichend dargestellt, dass sich Risikozuwachs durch besseren Klimaschutz 'vermeiden' lassen würde. In einer um vier oder fünf Grad erwärmten Welt, auf die wir derzeit mangels ausreichenden Klimaschutzes zusteuern, werden die Konsequenzen ganz andere sein als wenn es gelingt, den Temperaturanstieg auf zwei Grad zu begrenzen. Dennoch hat der Weltklimarat in seinem Gesamtbericht mehrfach aufgeführt, dass wir weltweit eine große Transformation brauchen. Nur mit einem Systemwechsel hin zu nachhaltiger Energiegewinnung und Wirtschaft können wir es mit der Herausforderung des Klimawandels aufnehmen", so Treber.

Der Bericht des Klimarates untersuchte auch die Auswirkungen von bisherigen Naturkatastrophen, die vor allem vergleichsweise hohe Schäden in Entwicklungsländern hervorrufen. "Die Politik braucht nun konkrete Lösungsstrategien, um für zukünftige Gefährdungen die richtigen Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Wir müssen den Trend zu unverhältnismäßig vielen Opfern und menschlichem Leid in den Entwicklungsländern durch Wetterextreme stoppen", erklärte Thomas Hirsch, Klimaexperte von "Brot für die Welt". Insbesondere kleine Inselstaaten, die Flussdelta-Regionen in Asien und Bergregionen seien gefährdet.

Während der einwöchigen Diskussionen der Wissenschaftler wurde der Entwurf in einigen Punkten verändert. "Brot für die Welt" und Germanwatch begrüßten den neu aufgenommenen Verweis auf die Ernährungssicherheit in der Zusammenfassung für Entscheidungsträger. "Die Zunahme von Dürren, unter anderem in Westafrika, wird die langfristige Sicherstellung des Menschenrechts auf Nahrung gefährden", sagte Hirsch. "Katastrophenhilfe und Entwicklungszusammenarbeit müssen viel besser miteinander verzahnt werden. Denn nach der Katastrophe ist bisher noch vor der Katastrophe".

Als gesichert gelten dem Bericht zufolge etwa die Zunahme der Anzahl extrem heißer Tage in vielen Weltregionen oder die Zunahme von Starkregenfällen und daraus resultierenden Überschwemmungen. Als wahrscheinlich gelten eine Verschärfung von Trockenperioden in vielen Regionen, eine Zunahme der Windgeschwindigkeiten bei tropischen Wirbelstürmen sowie die Gefahr von Überschwemmungen infolge des steigenden Meeresspiegels.

Oxfams Klima-Experte Jan Kowalzig sagte: "Hinter dem nüchternen Bericht stecken die Schicksale von Millionen - von Menschen in den armen Weltregionen, denen der Klimawandel buchstäblich die Ernten verdorren lässt oder von den Feldern spült, deren Hab und Gut schweren Stürmen und Fluten zum Opfer fallen oder die in Unwetterkatastrophen ihr Leben verlieren. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Bericht den Klimawandel wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt, denn er ist in vielen Ländern eine sich längst vollziehende Katastrophe."

Laut Oxfam ergibt sich aus dem Bericht die Schlussfolgerung, dass bei der bevorstehenden UN-Klimakonferenz insbesondere die Industrieländer ihre bisher zugesagten Klimaschutzanstrengungen erhöhen müssen. Klimawissenschaftler hatten schon früher vorgerechnet, dass anderenfalls die weltweite Erwärmung des Weltklimas nicht unter der wichtigen Zwei-Grad-Celsius-Schwelle zu halten sein werde.

Ende November verhandeln die Staaten auf dem UN-Klimagipfel in Durban. "Der IPCC-Bericht unterstreicht die Dringlichkeit des Handelns in der Klimapolitik, sowohl was den Klimaschutz angeht als auch die Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Anpassung an die Folgen. In Durban müssen die Regierungen daher die Grundlage für eine klimapolitische Zukunftsarchitektur legen, die es noch ermöglicht, die globale Erderwärmung auf unter 2 Grad zu begrenzen", fügte Manfred Treber hinzu. Letzteres sei zum einen politisch vereinbartes Ziel, zum anderen dringend notwendig, um einen in großem Maßstab gefährlichen Klimawandel noch abzuwenden.

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