wvFriedrichsdorf. - Die Hungersnot am Horn von Afrika ist noch lange nicht vorbei. Darauf macht die internationale Hilfsorganisation World Vision aufmerksam. "Trotz zum Teil heftiger Niederschläge müssen wir uns darauf einrichten, dass noch mindestens bis Ende März 2012 akute Nothilfe nötig ist. Die Krise wird noch bis Mitte oder Ende des kommenden Jahres anhalten", sagte Silvia Holten, Sprecherin von World Vision Deutschland.

In einigen Regionen Äthiopiens, Kenias und Somalias gab es in den vergangenen Wochen viel Regen, der einerseits dazu führte, dass Brunnen, Flüsse und Wasserlöcher wieder mit Wasser gefüllt und Weideflächen wieder grün wurden und Kühe und Ziegen somit wieder Futter finden konnten. Auf der anderen Seite dauere es jedoch noch einige Monate, bis die Bauern wieder ernten können, so World Vision. Überschwemmungen erschwerten den Transport von Hilfsgütern, da die Landung für Flugzeuge in manchen Gegenden unmöglich geworden ist. "Dies bedeutet, dass unsere Kollegen vor Ort manchmal bis zu drei Tagen mit dem Lastwagen unterwegs sind, um Hilfsmittel zu den Menschen in entlegene Gegenden zu bringen", sagte Holten.

Ein großes Problem sind auch die Kämpfe in Süd-Somalia, die es vielen Hilfsorganisationen unmöglich machen, die Menschen in diesen Regionen zu versorgen. "Somalia kann auf Dauer nur geholfen werden, wenn die Weltgemeinschaft es schafft, für Frieden zu sorgen, und dazu müssen alle an dem Konflikt beteiligten Parteien an entsprechenden Gesprächen beteiligt werden", erklärte Ekkehard Forberg, Experte für Friedensförderung bei World Vision. "Das Land befindet sich an einem äußerst kritischen Punkt. Falls wir unsere Anstrengungen nicht verstärken, könnte sich im nächsten Jahr die Lage dramatisch verschärfen."

Mehrere 10.000 Kinder und Erwachsene seien am Horn von Afrika bereits verhungert, betonte World Vision. Millionen Menschen müssten jeden Abend immer noch mit leerem Magen ins Bett gehen.

World Vision hilft am Horn von Afrika in den Flüchtlingslagern, hat aber auch in den Regionalprojekten, in denen die Organisation tätig ist, die Menschen auf die Dürrekatastrophe vorbereitet. Etwa 2,9 Millionen Menschen wurden seit Juli in Kenia, Äthiopien, Somalia und Tansania unterstützt. Ein Fokus der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit in den Regionalprojekten liegt auch darin, die Menschen weniger anfällig für Dürreperioden zu machen.

Die Hilfsorganisation warnte auch vor einer neuen Dürrekatastrophe in Westafrika. Seit mehreren Jahren habe es in den Ländern der Sahelzone nicht oder nur wenig geregnet. Die letzte große Nahrungsmittelkrise ereignete sich dort 2009/2010. Am schwersten getroffen seien derzeit Niger, Mauretanien, Mali und Tschad. Aber auch in Ländern wie Burkina Faso, Nigeria, Kamerun und Senegal hätten bereits viele Menschen nur noch wenig zu essen. Von der Nahrungsmittelunsicherheit seien nach bisherigen Schätzungen insgesamt rund 5 bis 7 Millionen Menschen bedroht, davon seien allein über eine Million Kinder von Mangelernährung betroffen.

Besonders problematisch ist World Vision zufolge die Situation in Niger, wo mehr als 330.000 Kinder unter fünf Jahren unter schwerer und akuter Mangelernährung leiden und mehr als die Hälfte der Bevölkerung von Hunger bedroht ist. Die Ernte sei in vielen Ländern vertrocknet, die Menschen hätten nur noch wenig zu essen. Sollte es in absehbarer Zeit nicht regnen, müsse mit einer neuen großen Hungersnot gerechnet werden.

www.worldvision.de

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