oxfam_bananen_80Berlin. - Hungerlöhne, Gesundheitsrisiken und die Verletzung von Gewerkschaftsrechten sind auf Bananenplantagen in Ecuador alltäglich. Das zeigt die Studie "Bittere Bananen", die die Hilfsorganisation Oxfam am Freitag in Berlin veröffentlicht hat. Deutsche Supermarktketten seien mitverantwortlich für die miserablen Arbeitsbedingungen, erklärte Oxfam, weil sie ihre Marktmacht dazu nutzten, die Preise für importierte Bananen zu drücken.

Im Zeitraum 2010/2011 wurden im Auftrag von Oxfam Deutschland 63 Arbeiterinnen und Arbeiter befragt, die auf Plantagen und in der Verpackung der ecuadorianischen Bananenproduzenten Dole, Noboa und Reybanpac arbeiteten, sowie 54 Arbeiter auf deren Zulieferplantagen. "Nach den Aussagen sind die Arbeitsbedingungen dort untragbar und ausbeuterisch", sagte die Autorin der Studie und Oxfam-Referentin für soziale Unternehmensverantwortung, Franziska Humbert.

"Besonders problematisch sind Löhne, die nicht ausreichen, eine Familie zu ernähren. Der durchschnittlich gezahlte Nettolohn liegt laut der befragten Bananenarbeiter/innen bei lediglich rund 237 US-Dollar, deutlich unter der staatlich definierten Armutsgrenze von 544 US-Dollar für eine vierköpfige Familie", so Humbert. Insgesamt gaben 83 Prozent der Befragten ein Familieneinkommen unterhalb der Armutsgrenze an.

Daneben gefährdet Oxfam zufolge der Einsatz von Pestiziden die Gesundheit der Plantagenarbeiter und Anwohner. "Obwohl das ecuadorianische Gesetz dies verbietet, werden immer noch gefährliche Pestizide von Flugzeugen aus auf die Felder gesprüht", kritisierte Humbert. 90 Prozent der Befragten auf den Zulieferplantagen gaben an, dass dies während ihrer Arbeitszeit erfolgte. Nach Aussage der auf den Plantagen von Noboa Befragten hatten sie keinerlei Schutzkleidung gegen Pestizide oder Arbeitsunfälle erhalten.

Zudem würden Gewerkschaftsrechte massiv unterdrückt, Entlassungen wegen Gewerkschaftszugehörigkeit seien immer noch an der Tagesordnung, berichtete Oxfam. Erst kürzlich sei der Generalsekretär einer neu gegründeten Gewerkschaft von einem der größten Bananenproduzenten entlassen worden.

"Mitverantwortlich für derart menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in Ecuador sind deutsche Supermarktriesen", erklärte Oxfam. "Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Metro kontrollieren rund 90 Prozent des Lebensmitteleinzelhandels und nutzen diese Macht gegenüber ihren Lieferanten aus, um die Kosten zu drücken. Dies gilt auch für den Import von Bananen. Zwischen vorgeblicher sozialer Verantwortung und Beschaffungspraxis klafft eine Lücke."

Oxfam fordert von den Supermarktkonzernen soziale Selbstverpflichtungen, die einen fairen Umgang mit Lieferanten und den dort Beschäftigten vorschreiben. Ebenso müsse die Bundesregierung handeln: Sie müsse die Einhaltung sozialer Mindeststandards innerhalb der Lieferkette gesetzlich vorschreiben und sicherstellen, dass unfaire Einkaufspraktiken kartellrechtlich verboten werden.

www.oxfam.de

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