gfbvGöttingen. - Nach den Terroranschlägen in Nord-Nigeria haben christliche Ibo die Flucht von drei Millionen Angehörigen ihrer Bevölkerungsgruppe aus dem Bundesstaat Kano angekündigt. Der Vorsitzende der Ibo-Organisation "Ohanaeze Ndigbo" in dem Bundesstaat, Michael Idika, habe an die Behörden appelliert, Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen, um die in der Region lebenden Ibo in den Südosten Nigerias zu evakuieren, berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Sonntag in Göttingen.

"Die Ibo fühlen sich als Opfer einer gezielten Terror-Kampagne der Boko Haram-Sekte und haben kein Vertrauen mehr in den Schutz durch Polizei und Armee", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Mehrere zehntausend Christen seien bereits in den letzten vier Wochen aus dem Norden des Landes geflohen, der mehrheitlich von Muslimen bewohnt wird.

Mehr als 270 Menschen, so die GfbV, sind seit Weihnachten 2011 Überfällen und Terroranschlägen von Boko Haram zum Opfer gefallen. "Der Terror in Nordnigeria gegen Christen und Polizisten eskaliert immer mehr", sagte Delius. "Wenn Boko Haram mit der gleichen Intensität weiter Angst und Schrecken verbreitet, wird das Jahr 2012 das blutigste Jahr in Nigeria seit dem Völkermord in Biafra."

Am vergangenen Freitag starben mindestens 165 Menschen in Kano bei mehreren Dutzend Bombenanschlägen gegen Einrichtungen der Polizei. Ein weiterer geplanter Bombenanschlag auf das Polizeipräsidium im Stadtviertel Bompai in der Stadt Kano konnte nur knapp verhindert werden. So erschoss die Polizei der GfbV zufolge einen mutmaßlichen Selbstmordattentäter, als er sich mit seinem Fahrzeug verdächtig dem Polizeigebäude näherte. In dem Auto sei später eine Bombe gefunden worden.

"Nigerias Polizei- und Sicherheitsapparat ist mit dem Schutz der Minderheiten und staatlicher Einrichtungen sichtlich überfordert", erklärte Delius. "Korruption, unkoordinierte Aktivitäten und Machtmissbrauch schüren in der Bevölkerung das Misstrauen gegen die Polizei. Auch koordinieren Polizei, Armee und andere Sicherheitsdienste zu wenig ihr Vorgehen gegen Boko Haram."

Massive Kritik an der Polizei war vor allem laut geworden, nachdem vergangenen Mittwoch dem Hauptverdächtigen für die Planung eines Bombenanschlags auf eine katholische Kirche die Flucht aus dem Polizeigewahrsam gelang. Der 28 Jahre alte Kabiru Soto wird verdächtigt, den Anschlag auf die Kirche St. Theresa in Madalla (nahe der Hauptstadt Abuja) geplant zu haben, bei dem 37 Gläubige getötet und 57 Menschen Weihnachten 2011 verletzt wurden.

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