gfbvGöttingen. - Nach der Ermordung von 16 Polizisten an der Grenze zu Israel hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mehr Hilfen und Rechte für Ägyptens Beduinen gefordert. "Die Beduinen sind der Schlüssel für mehr Sicherheit auf der Sinai-Halbinsel", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen.

"Wenn Ägypten nicht mehr unternimmt, um ernsthaft die seit langem andauernde Diskriminierung und Vernachlässigung dieser Region und ihrer traditionellen Bewohner zu beenden, dann wird es keine Sicherheit auf dem Sinai geben", betonte Delius. "Nur mehr Polizei und Armee zu entsenden ist nicht ausreichend, um das Pulverfass Sinai zu entschärfen." Ägyptens Präsident Mohammed Mursi hatte nach der Ermordung von 16 ägyptischen Polizisten an der Grenze zu Israel am Sonntag ein hartes Durchgreifen gegen mutmaßliche Terroristen auf dem Sinai angekündigt.

"Wer radikal islamische Terrorbewegungen, Gewalt und Rechtlosigkeit auf dem Sinai wirksam eindämmen will, muss vor allem mehr für die Entwicklung der lange vernachlässigten Region tun und die traditionellen Bewohner stärken und fördern", sagte Delius. "Alle ägyptischen Regierungen haben in den vergangenen zehn Jahren auf dem Sinai versagt und die brisante Lage der Halbinsel unterschätzt. Jetzt muss das dort entstandene Machtvakuum wirksam beendet werden."

Unter Diktator Mubarak seien die 500.000 Beduinen des Sinai pauschal als mutmaßliche Terroristen diffamiert und willkürlich verhaftet worden, so die GfbV. Seither habe sich nicht viel gebessert. Zwar hätten Behörden und Politiker seit dem Sturz Mubaraks eine neue Sinai-Politik angekündigt. Doch von den versprochenen Hilfsmaßnahmen und Großprojekten sei bislang kaum etwas verwirklicht worden.

Auch an Warnzeichen für die explosive Lage im Norden des Sinai hat es nach Auffassung der GfbV nicht gefehlt. Während in den Touristenorten im Süden der Halbinsel von der Gewalt nichts zu spüren sei, hätten die Spannungen im Norden in den vergangenen Monaten zugenommen. So seien 53 ausländische Touristen, Berater und Soldaten seit Ende Januar 2012 von Beduinen entführt worden. Mit den Kidnappings wollten Beduinen verhaftete Angehörige freipressen und auf ihre schwierige Lage aufmerksam machen. Die Entführten seien immer nach wenigen Stunden unbeschadet wieder freigekommen, wie zuletzt zwei US-amerikanische Touristen am 16. Juli 2012.

Ägyptische und israelische Sicherheitsexperten fordern nun, den Schmuggel auf dem Sinai zu unterbinden. "Dann müssen den Beduinen aber auch Alternativen für eine wirtschaftliche Existenz und für ein Überleben in ihrer Heimat geboten werden", forderte Delius. Ansonsten werde die kurzsichtige Politik Mubaraks fortgesetzt, der Beduinen pauschal ausgrenzte und kriminalisierte.

www.gfbv.de

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