forum_fairer_handelBerlin. - Trotz der Finanzkrise wächst der Faire Handel in Deutschland kontinuierlich. Im Jahr 2011 gaben die Verbraucherinnen und Verbraucher 477 Millionen Euro für fair gehandelte Produkte aus, wie das Forum Fairer Handel (FFH) am Freitag in Berlin mitteilte. Das entspreche einer Steigerung von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einer Verdopplung des Umsatzes innerhalb der letzten drei Jahre.

"Das Konzept eines gemeinwohlorientierten Wirtschaftens, das nicht den Profit, sondern den Menschen in den Mittelpunkt stellt, kommt bei den deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern gut an", sagte FFH-Geschäftsführerin Antje Edler. Weltweit profitierten weit mehr als sechs Millionen Menschen von den Vorteilen des Fairen Handels und könnten dadurch ihre Lebens- und Arbeitssituation verbessern.

Allerdings stellten krisenhafte Entwicklungen in der Weltwirtschaft gerade kleinbäuerliche Kooperativen in den Ländern des globalen Südens vor große Herausforderungen, so das FFH. Sie gerieten aufgrund von verstärktem Wettbewerb, Preisrisiken und erhöhtem Finanzierungsbedarf unter Druck. Zwar sorgte ein Hoch der Weltmarktpreise für Kaffee 2011 für bessere Einkommen bei den Bäuerinnen und Bauern - allerdings stiegen zugleich die Lebenshaltungs- und Produktionskosten stark an. Dringend notwendige Investitionen, etwa in Erneuerungen der Kaffeepflanzen und in Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel stehen an.

Die Preisschwankungen an den Rohstoffmärkten würden durch den Einfluss von Finanzinvestoren verschlimmert, kritisierte das Forum Fairer Handel. Banken, institutionelle Investoren und Hedgefonds hätten Rohstoffe wie Weizen, Kaffee und Mais als profitable Anlagemöglichkeit entdeckt. Zwar bestehe auf politischer Ebene ein breiter Konsens gegen exzessive Spekulation mit Rohstoffen. Weitreichende Schritte ließen aber auf internationaler Ebene und gerade in der EU auf sich warten.

"Spekulation mit Agrarprodukten ist kein Spiel, denn unter den Auswirkungen haben vor allem arme Familien in Entwicklungsländern zu leiden. Sie geben oft mehr als die Hälfte ihres Einkommens für Essen aus", sagte Marita Wiggerthale von Oxfam Deutschland. Sie fordert: "Die Bundesregierung muss eine effektive Regulierung der europäischen Handelsplätze durchsetzen und die Allianz und die Deutsche Bank sollten endlich aus dem Geschäft mit dem Hunger aussteigen."

Sowohl zu niedrige als auch spekulativ getriebene, oft kurzfristige Spitzenpreise gehen aus der Sicht des FFH an der Zielsetzung des Fairer Handels vorbei: nämlich Produzentinnen und Produzenten stabile, zuverlässige und langfristige Rahmenbedingungen zu sichern, die eine sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltige Produktion erlauben. Dabei sei Fairer Handel mehr als nur ein fairer Preis. Er stehe auch für langfristige, partnerschaftliche Lieferbeziehungen, Frauenförderung, Qualifizierung, Vorfinanzierung, Umweltschutz etc.

Kooperativen ermöglichen den Bäuerinnen und Bauern gemeinsame Investitionen in ihre soziale und wirtschaftliche Entwicklung, bieten Beratung und stärken ihre Verhandlungsposition gegenüber Geschäftspartnern und Politik. Die zunehmenden Spekulationen mit Rohstoffen schwächen die kleinbäuerlichen Kooperativen und bedrohen deshalb das in den letzten Jahren im Fairen Handel Erreichte. "Wir setzen uns deswegen grundsätzlich für eine stärkere Regulierung von Rohstoff-Derivatmärkten ein, denn das Monopoly-Spiel an den Warenterminbörsen hat reale Auswirkungen auf Bauern, Kooperativen und Händler", so Antje Edler.

Das Forum Fairer Handel (FFH) ist das bundesweite Netzwerk des Fairen Handels. Es wurde 2002 gegründet, um die Aktivitäten des Fairen Handels in Deutschland zu koordinieren. Die Mitglieder des FFH sind Organisationen, die ausschließlich im Fairen Handel arbeiten und Akteure, die die Förderung des Fairen Handels als einen der Schwerpunkte ihrer Arbeit ansehen. Aktuell sind dies der Weltladen-Dachverband, die Siegelorganisation TransFair, die Fair-Handels-Importeure, GEPA, EL PUENTE, dwp, BanaFair und GLOBO sowie Naturland.

www.forum-fairer-handel.de

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