meereis_arktis_mpi_notz_150Berlin. - Vor den Gazprom-Zentralen in Berlin und Moskau haben am Mittwoch Aktivisten von Greenpeace protestiert. Der russische Energiekonzern will in bisher unberührten Gebieten der Arktis Öl fördern. "Gazprom gefährdet mit seinen Ölplänen das sensible Ökosystem der Arktis. Eine der letzten unberührten Regionen dieser Erde muss vor der Ölindustrie geschützt werden", sagte Jörg Feddern, Ölexperte von Greenpeace.

Die Umweltschützer sammelten zudem Unterschriften von Passanten, die als Arktisschützer die Kampagne unterstützen wollen. Weltweit haben seit Juni dieses Jahres mehr als eineinhalb Millionen Menschen auf www.savethearctic.org für den Schutz der Arktis unterschrieben.

Der russische Konzern Gazprom will Greenpeace zufolge auf seiner Ölplattform "Prirazlomnaya" in der Petschora See im kommenden Jahr mit der Förderung beginnen. In den vergangenen Tagen seien die letzten Vorbereitungen beinahe abgeschlossen worden. Arbeiten der Ölindustrie gehören zu den riskantesten Unternehmungen in der Arktis.

Die Gazprom Bohrstelle in der Petschora See ist nach Angaben von Greenpeace während neun Monaten pro Jahr mit Eis bedeckt, die Temperaturen können bis auf minus 50 Grad Celsius absinken. Dazu kommen heftige Stürme und lange Dunkelperioden während der Wintermonate. Auf diese Herausforderungen reagiere Gazprom mit einem Notfallplan, der für eventuelle Ölunfälle völlig unzureichend sei. So lagere beispielsweise Material für die Ölbekämpfung im tausend Kilometer entfernten Murmansk. "Die Frage ist nicht ob, sondern wann es zu einem Ölunfall in der Arktis kommen wird", erklärte Jörg Feddern. "Mit jeder Bohrung steigt das Risiko eines Unfalls."

Die Aktionen vor den Konzernzentralen in Berlin und Moskau sind ein weiterer Schritt bei den Protesten gegen Gazprom. Bereits Ende August hatten mehrere Greenpeace-Aktivsten, darunter auch der Geschäftsführer von Greenpeace International, Kumi Naidoo, an der Ölplattform in der Petschora See protestiert.

"Gazprom und Shell sind die ersten großen internationalen Ölkonzerne, die die Ausbeutung der Arktis in ihren Fokus stellen", kritisierte Greenpeace. Wenn bei den Bohrungen in diesem Sommer von Shell vor Alaska und Gazprom in der Petschora See Öl gefunden wird, würden andere Öl-Konzerne mit Milliardeninvestitionen nachziehen und ebenfalls in die Region gehen. Experten vermuten etwa 90 Milliarden Barrel (ein Barrel= 159 Liter) Öl in der Arktis, das Meiste davon unter dem Meeresboden. Diese Menge würde reichen, um den derzeitigen Weltverbrauch für etwa drei Jahre zu decken.

www.savethearctic.org
www.greenpeace.de

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