oxfamBerlin. - Auf der Fläche, auf der Biokraftstoffe für die EU produziert werden, könnte man so viel Weizen und Mais anbauen, dass 127 Millionen Menschen ein ganzes Jahr lang davon satt werden. Das geht aus der Studie "The Hunger Grains" (Das Hunger-Getreide) hervor, die Oxfam am Montag veröffentlicht hat. "Die Folgen von Biosprit für die weltweite Ernährungslage sind gravierend", fasst das Hilfswerk die Ergebnisse zusammen.

90 Prozent der erneuerbaren Energien für den EU-Transportsektor werden aus Grundnahrungsmitteln hergestellt. "In Zeiten einer globalen Ernährungskrise ist das fahrlässig", sagt Oxfam-Geschäftsführerin Marion Lieser."Die von der EU-Kommission in Aussicht gestellte Änderung der Beimischungsquote ab 2020 ändert an der jetzigen Situation nichts."

Oxfam fordert von den EU-Energieministern, auf Biosprit zu verzichten und die Zehn-Prozent-Beimischungsquote sofort abzuschaffen. Die Energieminister treffen sich am Montag zu Beratungen über künftige Strategien für erneuerbare Energien in Zypern. "Wir wissen, dass eine Energiewende national wie international dringend notwendig ist, doch dürfen wir diese nicht auf Kosten der in Armut lebenden Menschen vorantreiben", schrieb Lieser an Umweltminister Peter Altmaier (CDU). Es dürfe keine weitere Biosprit-Politik gemacht werden, ohne zuvor die Folgen für Menschenrechte und Ökologie untersucht zu haben – zumal der umweltfreundliche Aspekt von Biosprit umstritten sei.

Welche verheerenden Wirkungen die Biosprit-Produktion für arme Menschen hat, zeigt im Bericht das Beispiel indonesischer Palmölplantagen. Aus Indonesien stammen Oxfam zufolge mehr als 20 Prozent des in der EU verbrauchten Biodiesels. Riesige, in Monokulturen angelegte Palmölfelder zerstören in dem südostasiatischen Land den Regenwald, vergiften die Flüsse und bringen kaum Arbeitsplätze: Kleinbäuerliche Wirtschaftsstrukturen würden zehnmal mehr Menschen beschäftigen und ernähren.

Die Betroffenen vor Ort wehren sich verzweifelt, wie die Oxfam-Studie zeigt. Allein in Indonesien wurden im Jahr 2010 etwa 630 Landkonflikte zwischen den Betreibern von Palmölplantagen und lokalen Gemeinschaften registriert.

"Der Biosprit-Verbrauch in der EU und den USA ist eine zentrale Ursache für steigende Nahrungsmittelpreise auf den Weltmärkten und für die massive Verdrängung kleiner Bauernhöfe durch exportorientierte Biosprit-Plantagen in Afrika, Asien und Landamerika," erkärte Lieser. "Hilfe zur Selbsthilfe erfordert aber mehr Land für die Armen, nicht weniger."

Oxfam-Studie: www.oxfam.de/publikationen/biosprit-hunger

www.oxfam.de

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