Berlin. - Die Weltbank prüft ein Finanzpaket über 900 Milionen US-Dollar sowie eine Risikoabsicherung von bis zu einer Milliarde Dollar für die Gold- und Kupfermine Oyu Tolgoi in der südlichen Wüste Gobi. Obwohl die Bank selbst festgestellt habe, dass in der Gegend nicht genügend Wasser für die geplante Betriebsdauer des Projektes existiert, wolle sie Anfang November darüber im Verwaltungsrat entscheiden, berichteten Umweltorganisationen.
Im Rahmen der Prüfung hat die Bank die Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfung (UVP) veröffentlicht. "Diese UVP ist ein teurer und schlechter Scherz", kritisiert Richard Harkinson vom London Mining Network. "Sie ist so angelegt, dass die umstrittensten Aspekte des OT Projektes ausgespart bleiben. Denn die vorgelegte Studie untersucht nur die Bauphase des Projektes, obwohl diese schon zu über 90 Prozent abgeschlossen ist. Der Betreiber Rio Tinto hat keine Pläne dazu veröffentlicht, wie er mit den schweren Umweltauswirkungen des Betriebs, der in wenigen Monaten beginnt, umgehen will. Dabei droht die Vernichtung des fragilen Gobi-Ökosystems und der traditionellen nomadischen Lebensweise der Hirten in der Region."
Umweltschützer sind empört: "Solange der Betrieb nicht mit untersucht wird, dürfte die Weltbank nicht einmal darüber nachdenken, in das OT Projekt zu investieren. Wenn sie auf der Grundlage dieser dürftigen UVP entscheidet, in das Projekt zu investieren, hält sie sich nicht an ihre eigenen Regeln. Die Bundesregierung muss ihren Einfluss in der Weltbank geltend machen, um dies zu verhindern", fordert Regine Richter von der Umweltorganisation urgewald.
Zu den unzureichenden Informationen in der UVP kämen noch Rio Tintos mangelhafte Konsultationen mit den betroffenen Nomaden: "Das einzige Informationstreffen zu dem Projekt wurde erst zwei Tage vorher angekündigt, was es den zwischen 20 und 60 Kilometer um die Provinzstadt herum lebenden Nomaden schier unmöglich machte, an der Konsultation teilzunehmen", erklärt Sukhgerel Dugersuren von der Organisation OT Watch, die mit den Nomaden arbeitet. Einige Hirten hätten bereits schwere Verluste in ihren Herden hinnehmen müssen, nachdem sie wegen des OT Projektes umgesiedelt wurden. Bisher habe Rio Tinto auf ihre Sorgen kaum reagiert.
Weitere Probleme, die in der UVP nicht hinreichend betrachtet würden, beträfen die Zerstörung von Weideland durch das Projekt und seine Infrastruktur, die Umleitung eines ganzen Flusses, die Auswirkungen des internationalen Flughafens, der auf Reserveweiden der Hirten errichtet wird und ein 450 MW Kohlekraftwerk, das für das Projekt gebaut wird, so die Umweltschützer. "Ganz zu schweigen von den gesammelten Auswirkungen der Vielzahl geplanter Projekte in der Gobi, wie die Tavan Tolgoi Kohlemine neben der Oyu Tolgoi Gold- und Kupfermine. Die volkswirtschaftlichen Gefahren eines Rohstoffbooms werden viel zu wenig beachtet", sagt Richter.
Neben der Weltbank wollen sich an dem voraussichtlich 13,2 Mrd. Dollar teuren Projekt nach Angaben von urgewald die Osteuropabank (EBRD), die Exportkreditagenturen US Ex-Im Bank, Export Development Canada, Australiens Export Finance and Insurance Corporation sowie die Banken Standard Chartered und BNP Paribas beteiligen.
www.urgewald.dewww.bankwatch.orgFoto:
http://en.wikipedia.org/wiki/Oyu_Tolgoi_mine