wvFriedrichsdorf. - Hunderttausende Flüchtlinge im Osten der Demokratischen Republik Kongo können wegen andauernder Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungstruppen nicht mehr versorgt werden. Darauf hat das internationale Kinderhilfswerk World Vision am Freitag hingewiesen. Vor allem Kinder seien betroffen, da sie von Hunger und Krankheiten besonders geschwächt seien und von Soldaten hemmungslos missbraucht würden.

"Viele dieser Kinder haben nie etwas anderes erlebt, als Krieg und Gewalt. Für sie ist ihre Heimat die Hölle auf Erden", erklärte Anna Fenten, Mitarbeiterin von World Vision, die jetzt die Region Kivu im Osten der DR Kongo besucht hat. "Aktuell ist die Lage besonders schlimm, weil Helfer weite Teile der von Rebellen besetzten Gebiete gar nicht erreichen können. Dazu kommen noch heftige Regenfälle und die enorme Kriminalität. So wurden Dutzende Helfer entführt und ausgeraubt."

Besonders in ländlichen Gebieten drohe Kindern auch die Gefahr, als Soldaten zwangsrekrutiert zu werden, berichtete World Vision. Allein in den vergangenen Wochen seien Hunderte von ihnen gezwungen worden, sich den Rebellen der Gruppe M23 anzuschließen. Im Falle einer Weigerung würden sie erschossen. Viele Mädchen wurden laut Augenzeugen von Rebellen vergewaltigt.

Doch auch viele Dörfer stellen mittlerweile eigene Milizen zum Schutz der Bewohner auf und setzen auch Kinder in Gefechten ein. Mittlerweile gibt es nach Angaben von World Vision etwa 100 bewaffnete Gruppierungen in der Region Kivu.

Zwangsrekrutierung ist nur eine von vielen Gefahren für Kinder im Osten Kongos. So gibt es kaum sauberes Wasser, Nahrungsmittel sind nur eingeschränkt erhältlich, eine Gesundheitsversorgung ist kaum vorhanden. Eine Schulbildung ist für viele nur ein Traum.

"Die Fortschritte, die wir in den letzten Jahren erzielt haben, werden durch die neuen Kämpfe wieder zunichte gemacht", sagte Dominic Keyzer von World Vision Kongo. "Wir fordern alle Parteien auf, sofort die Kämpfe einzustellen und umgehend Verhandlungen für einen dauerhaften Frieden aufzunehmen. Außerdem brauchen wir Sicherheit, damit wir Frauen und Kinder in den umkämpften Gebieten helfen können."

In den Regionalprojekten von World Vision geht nach Angaben der örtlichen Mitarbeiter die Arbeit weiter. Dort können unter anderem Familien medizinisch versorgt werden und Kinder zur Schule gehen. Doch allein in Kivu sind bis zu 500.000 Menschen auf der Flucht, viele von ihnen in abgelegenen Gebieten. Da sie nicht versorgt werden, kommt es zu Konflikten mit der ansässigen Bevölkerung um Land und Lebensmittel.

World Vision fordert, umgehend den Druck auf die beteiligten Kriegsparteien zu erhöhen. So habe das Nachbarland Ruanda Einfluß auf die Rebellengruppe M23. Diese Gruppe sei mit 3.000 bis 5.000 Kämpfern einer der stärksten militärischen Faktoren in Kivu. Die kongolesische Regierung müsse verhindern, dass Regierungssoldaten plündern und illegale "Schutzgebühren" von Zivilisten verlangen. In einem zweiten Schritt könne dann ein Expertenpool aus Juristen, Staatsanwälten, Polizisten, Verwaltungsfachleuten und Medienexperten den Aufbau friedlicher und ziviler Strukturen begleiten.

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