medicoFrankfurt. - Drei Wochen nach dem Brand in einer pakistanischen Textilfabrik, die auch dem deutschen Discounter KiK zulieferte, haben Gewerkschaften und nichtstaatliche Organisationen Proteste angekündigt. Wie die Frankfurter Hilfsorganisation medico international am Freitag mitteilte, haben die Betroffenen des verheerenden Fabrikbrandes von Karatschi noch keine Entschädigung erhalten. Bei dem Brand der Textilfabrik ALI Enterprises waren mehr als 250 Menschen ums Leben gekommen.

"Der Textildiscounter KiK hat gleich nach dem Brand Aufklärung und Entschädigung zugesichert", erklärte Thomas Seibert, Südasienreferent von medico international. "Die Erklärung wurde kommentarlos von der Website entfernt. Bei der Gewerkschaft NTUF und dem Bündnis der Opfer und Hinterbliebenen hat sich KiK bisher nicht gemeldet. Wir unterstützen unsere Partner in ihrem Versuch, die Hintergründe des Brandes aufzuklären, zu denen auch die unerträglichen Arbeitsbedingungen gehören: Ausdehnung der Arbeitszeit auf bis zu 12 Stunden täglich, Entlohnung unterhalb der gesetzlichen Vorschriften, Nichtaushändigung der Einstellungsverträge, mit denen allein Ansprüche auf Krankenversicherung und Rente geltend gemacht werden können - auch die Ansprüche auf Entschädigung."

"Wir können unsere Toten nicht bestatten, denn noch immer sind nicht alle Leichname identifiziert", beklagten die Hinterbliebenen der Brandkatastrophe des KiK-Partners ALI Enterprises auf einer Pressekonferenz in Karatschi. "Bisher wurde kein Versprechen eingelöst", sagte medico-Partner Nasir Mansoor von der National Trade Unions Federation (NTUF). "Weder wurden den Hinterbliebenen die versprochenen Entschädigungen ausbezahlt, noch gibt es Hilfe für diejenigen, die das Inferno überlebten, seither aber ohne jedes Einkommen sind."

Die Verantwortlichen des KiK-Zulieferes ALI Enterprises seien mittlerweile nach Zahlung einer Kaution wieder auf freiem Fuß, berichtete medico. Sie waren zunächst festgenommen worden, da ihre Fabrik wegen verschlossener Notausgänge, vergitterter Fenster und versperrter Treppenhäuser für über 250 Menschen zur Todesfalle wurde.

"Weniger Rücksicht wird den Hinterbliebenen und einem Bündnis von Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen zuteil", kritisierte medico international. Protestaktionen, die das Bündnis am vergangenen Wochenende angemeldet hatte, seien postwendend untersagt worden. "Das am 29. September erlassene Demonstrationsverbot galt gleich für drei Tage", sagte Nasir Mansoor, dessen Gewerkschaft trotzdem eine Protestaktion durchführte.

Die Gewerkschaft NTUF und ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis haben für den kommenden Samstag eine neue Demonstration angemeldet. Darüber hinaus ruft das Bündnis zu einer Gedenkkundgebung für die Opfer auf, die am 20. Oktober vor der Ruine der Todesfabrik stattfinden soll.

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