unesco_bericht12_100Bonn. - Der Weltbildungsbericht 2012 der UNESCO fordert mehr Investitionen in die berufliche Qualifikation von Jugendlichen. Jeder achte Jugendliche weltweit ist arbeitslos, kritisiert die Bildungs-Organisation der Vereinten Nationen in dem Bericht, der am Dienstag veröffentlicht worden ist. Und mehr als ein Viertel aller Jugendlichen übt eine Tätigkeit aus, die ihn an oder unter der Armutsgrenze leben lässt.

Thematischer Schwerpunkt des diesjährigen Berichts ist die Qualifikation Jugendlicher. Der Bericht betont, dass der Abschluss der unteren Sekundarstufe das Minimum ist, um die Kenntnisse zu erlangen, die man für die Ausübung eines guten Berufs braucht. 250 Millionen Kinder im Grundschulalter können weder lesen noch schreiben, so die UNESCO. 71 Millionen Teenager besuchen keine Sekundarschule und haben daher keine Chance, sich die nötigen Kenntnisse für eine berufliche Perspektive anzueignen.

Die Vernachlässigung der Qualifikation Jugendlicher hat langfristige Folgen. Auf der Basis von OECD-Daten schätzt der Weltbildungsbericht, dass auch in den Industrieländern 160 Millionen Erwachsene nicht in der Lage sind, eine Zeitung zu lesen oder sich für eine Stelle zu bewerben, weil ihnen die entsprechenden Kenntnisse fehlen.

Alle Jugendlichen weltweit, so fordert der Bericht, müssen eine qualitativ gute Sekundarschulbildung erhalten. Berufsrelevante Kenntnisse und Schlüsselqualifikationen müssen vermittelt werden. Es sei dringend notwendig, mehr Mittel für die Qualifikation Jugendlicher bereitzustellen. Diese Investition lohne sich auch aus volkswirtschaftlicher Sicht: Der Bericht schätzt, dass jeder US-Dollar, der für die Bildung eines Menschen ausgegeben wird, während dessen Arbeitslebens zwischen 10 und 15 US-Dollar Wirtschaftswachstum erbringt.

Das duale Berufsbildungssystem in Deutschland, das den Besuch einer Berufsschule mit einer praktischen Ausbildung in einem Betrieb kombiniert, wird in dem Bericht positiv hervorgehoben. Es habe dazu beigetragen, dass die Arbeitslosenquote bei Jugendlichen in Deutschland im Januar 2012 bei vergleichsweise geringen 8 Prozent lag, im Vergleich zu 23 Prozent in Frankreich und 22 Prozent in Großbritannien.

"Die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen Ländern der Europäischen Union ist beunruhigend. Daher müssen auch wir in Europa der beruflichen Bildung in Zukunft hohe Aufmerksamkeit schenken, damit wir nicht in wenigen Jahren schon von einer verlorenen Generation sprechen müssen", sagte Dieter Offenhäußer, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission.

In einigen Regionen sind in der Bildung deutliche Fortschritte erzielt worden. Dennoch sind viele Entwicklungsländer weit davon entfernt, die Ziele des weltweiten Aktionsprogramms "Bildung für alle" bis 2015 zu erreichen: Trotzdem die Zahl der Kinder in vorschulischen Einrichtungen stark gestiegen ist, profitiert nur eines von zwei Kindern von frühkindlicher Förderung. Die Zahl der Kinder, die keine Grundschule besuchen, ist seit 1999 von 108 Millionen auf 61 Millionen gesunken, doch seit 2010 stagniert diese Zahl. Die weltweite Analphabetenrate sinkt, aber zu langsam: Nach wie vor sind 775 Millionen Erwachsene weltweit Analphabeten, zwei Drittel davon Frauen. Lehrermangel und schlechte Lehrerausbildung führen in vielen Regionen zu Problemen bei der Bildungsqualität.

Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) begrüßte den Bericht: "Der unabhängige Weltbildungsbericht ist ein wichtiges Instrument, um die Entwicklungspolitik im Bereich Bildung noch erfolgreicher zu gestalten. Ich habe Bildung zu einem Schwerpunkt der deutschen Entwicklungspolitik gemacht, denn ohne Bekämpfung von Bildungsarmut kann es keine wirksame Armutsbekämpfung geben. Bildung ist zentrale Voraussetzung für berufliche Chancen, für sozialen Aufstieg und damit für die Entwicklungsperspektiven von Generationen und Gesellschaften. Wir dürfen deshalb trotz großer Fortschritte nicht nachlassen, um die internationalen Bildungsziele zu erreichen."

Der Weltbericht "Education for all – Global Monitoring Report" wird im Auftrag der UNESCO von einem unabhängigen Team verfasst. Er liefert jährlich einen Zwischenstand zur Umsetzung des weltweiten Aktionsprogramms "Bildung für alle". 164 Länder haben sich auf dem Weltbildungsforum in Dakar 2000 verpflichtet, sechs Bildungsziele bis zum Jahr 2015 zu erreichen: Ausbau der frühkindlichen Förderung und Erziehung, Grundschulbildung für alle Kinder weltweit, Absicherung der Lernbedürfnisse von Jugendlichen und Erwachsenen, Halbierung der Analphabetenrate unter Erwachsenen, Gleichberechtigung der Geschlechter und Verbesserung der Bildungsqualität.

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