misereorBerlin. - Anlässlich der Tagung "Fairness im Welthandel" hat das katholische Hilfswerk Misereor von Lebensmittel-Produzenten und Supermarkt-Ketten gefordert, ihre Produktionsbedingungen offenzulegen und dies auch verbindlich von ihren Lieferanten zu verlangen. "Es muss darum gehen, Armutsstrukturen aufzuheben und Bauern und Plantagenarbeiterinnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen", erklärte Geschäftsführer Thomas Antkowiak am Freitag in Berlin.

Der Faire Handel allein könne den Welthandel nicht verändern, sagte Antkowiak. Aber er könne Maßstab sein, um Lieferketten im Lebensmittelsystem insgesamt fair zu gestalten.   

"Es ist begrüßenswert, dass inzwischen die großen Supermarktketten in Deutschland fair gehandelte Produkte führen. Dennoch sind Menschenrechtsverletzungen im Lebensmittelhandel immer noch die Regel", so Antkowiak. Dies zeige eine Studie von Misereor und dem Südwind-Institut am Beispiel der Bananenproduktion in Costa Rica und Kolumbien.

"Hungerlöhne, fehlender Gesundheitsschutz und Gewerkschaftsverbote sind auf lateinamerikanischen Bananen- und Ananasplantagen an der Tagesordnung", sagte Adela Torres, vom Dachverband der Landarbeitergewerkschaften in Lateinamerika (COSIBA). Hier seien nicht nur die Supermarktketten gefragt, auch die Politik müsse die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.

Vier "Supermarktriesen" kontrollierten in Deutschland inzwischen 85 Prozent des Lebensmitteleinzelhandels, kritisierte Misereor. Mit ihrer enormen Marktmacht setzten die Supermarktketten ihre Lieferanten aus dem Süden unter Druck, was zu Hungerlöhnen und Gewerkschaftsverboten auf Plantagen führe.  

Zu Recht vermute das Bundeskartellamt deshalb eine deutliche Marktverzerrung und arbeite an einer Sektoruntersuchung. "Misereor fordert die Bundesregierung auf, die Durchsetzungsbefugnisse des Bundeskartellamts gegen unfaire Einkaufspraktiken der Supermärkte zu stärken und Transparenz einzufordern", so Antkowiak. Dazu müsse der Faire Handel als Vorbild genutzt und unterstützt werden.   

Auf der Tagung diskutierten rund 80 Teilnehmer aus der Fairhandelsbewegung und entwicklungspolitischen Organisationen mit Vertretern der Supermärkte, Politikern und Produzentenvertreten u.a. aus Kolumbien, Thailand und Nicaragua.  

www.misereor.de

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