Potsdam. - Um "Herrschaft. Legitimation. Wissen. Preußen und die Debatten um die 'Neue Welt'" geht es am 16. und 17. November in einem internationalen Symposium an der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam. Im Zentrum steht die sogenannte "Berliner Debatte". Wissenschaftler und Gelehrte diskutierten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Berlin-Potsdamer Raum über das Recht der Europäer, im Glauben an den zivilisatorischen Fortschritt Völker zu kolonialisieren und zu beherrschen.

Auf dem von den Romanisten Dr. Anne Kraume, Tobias Kraft und Vicente Bernaschina organisierten Symposium nehmen Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen diese historische Debatte in den Fokus und untersuchen ihre Bedeutung für aktuelle Entwicklungen der globalisierten Welt.

Die Entdeckung der "Neuen Welt" führte nicht nur zu immer neuen Erkundungs- und Eroberungsfahrten und mithin zu einem Prozess der beschleunigten Globalisierung, sondern setzte auch einen langen Prozess des Nachdenkens und Forschens in Gang, der das bisherige Wissen über die Welt radikal in Frage stellte. Von diesen Herausforderungen zeugt die Debatte, die wir heute als den "Disput um die Neue Welt" kennen. Mit dem "transnationalen" Wettlauf um die Herrschaft der Gebiete in Übersee und angesichts der daraus resultierenden menschlichen Katastrophen – die Ausbeutung und Auslöschung ganzer Völker – diskutierten Gelehrte, Philosophen und Wissenschaftler in der Zeit der Aufklärung die Frage, inwiefern die Kolonialisierung und Unterdrückung anderer Völker gerechtfertigt sei.

"In dieser Debatte", so Tobias Kraft, "spielt die Gegend um Berlin und Potsdam eine besondere Rolle, da hier Akteure wie Friedrich der Große und dessen Bibliothekar Pernety, aber auch Cornelius de Pauw und Alexander von Humboldt Gedanken formulierten, die ein vielfältiges und komplexes Bild der Welt und ihrer Geschichte ermöglichten."

"Auf diese Weise konnte die sogenannte 'Berliner Debatte' die herrschende koloniale Ordnung und die daraus resultierende Interpretation der Welt teilweise kritisch hinterfragen", sagt Anne Kraume.

Das zweitägige Symposium hat sich zum Ziel gesetzt, mit Wissenschaftlern aus der Romanistik, Geschichte, Kulturwissenschaft und Germanistik eine erhellende Annäherung an die damalige Debatte zu fördern, um andere Blickwinkel zu entdecken und neue Beurteilungen zu ermöglichen. "Von den Erkenntnissen der damaligen Zeit erhoffen wir uns Einsichten in die aktuellen Probleme der beschleunigten Globalisierung", betont Vicente Bernschina. Die Hauptvorträge des Symposiums werden gehalten von Jorge Cañizares-Esguerra (Austin, Texas, Wolfgang Reinhard (Freiburg/Erfurt) und Ottmar Ette (Potsdam). Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch.

www.uni-potsdam.de/berlinerdebatte

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