Berlin. - Ein Netzwerk von Umwelt-Organisationen hat am Freitag vor den Auswirkungen der umstrittenen Oyu Tolgoi Gold- und Kupfermine in der Mongolei gewarnt. Das 13,2 Milliarden US-Dollar teure Projekt wird von einem Konsortium unter Führung von Rio Tinto in der südlichen Wüste Gobi realisiert. Die Weltbank soll ein Finanzpaket über 900 Millionen Dollar bereitstellen. Die Umweltschützer halten die Prüfung der Umweltverträglichkeit des Projekts für mangelhaft.
Die Umwelt-Organisationen, darunter urgewald und das CEE Bankwatch Network, veröffentlichten am Freitag eine Analyse der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für die umstrittene Gold- und Kupfermine. Die Umweltverträglichkeitsprüfung für Oyu Tolgoi wurde im August als Teil des Finanzierungsantrags der Weltbank sowie der Osteuropabank (Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, EBWE) veröffentlicht.
In der Analyse stellen die Umwelt-Organisationen fest, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung mangelhaft sei, da sie die Auswirkungen auf die Wasserversorgung in dem ariden Ökosystem Wüste Gobi nicht hinreichend geprüft habe. "Oyu Tolgoi will fossile und tief liegende Wasseradern nutzen, ohne dass die UVP den Beweis liefern würde, dass dies keine Auswirkungen auf Wasserversorgung der Nomaden und ihres Viehs haben wird. Das ist in einem fragilen Wüsten-Ökosystem unverantwortlich", erklärte Regine Richter von urgewald.
"Rio Tinto's offenkundige Ignoranz gegenüber den Menschen, die in der Wüste Gobi zuhause sind und für die die Wasserreserven das Überleben sichern, sollte den Finanzinstitutionen eindeutig signalisieren, dass das Projekt im jetzigen Design kein Geld erhalten darf", sagte Sukhgerel Dugersuren von der mongolischen Organisation OT Watch. Sie hat Nomaden unterstützt, die sich wegen Kompensationsproblemen an den Beschwerdemechanismus der Weltbank gewandt haben. Der Fall wird von der Weltbank untersucht.
Eine weitere Sorge der Umweltschützer betrifft ein Kohlekraftwerk mit 750 Megawatt Leistung, das extra für den Minenbetrieb gebaut werden soll. Es sei nicht ernsthaft nach CO2-armen Alternativen gesucht worden, der Kohlendioxidausstoß werde nicht adäquat erhoben und die kumulativen Auswirkungen über die Lebensdauer des Kraftwerks seien nicht untersucht worden, obwohl die Weltbank diese Dinge bei jedem Kohlekraftwerk von einer Expertengruppe prüfen lassen müsste, so die NGOs.
"Wenn dieses Projekt schnell durchgewinkt wird, ohne den existierenden Kohle-Screening-Grundsätzen zu folgen, setzt die Weltbank ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel und handelt gegen die Aussagen des neuen Weltbankchefs Dr. Kim, der gewarnt hat, dass Klimawandel viele der ärmsten Weltregionen trifft und voraussichtlich Entwicklungsbemühungen und –ziele unterminiert", erklärte Justin Guay von der amerikanischen Umweltorganisation Sierra Club.
Wegen der zahlreichen Mängel in der UVP fordern die Umwelt-Organisationen, dass die Weltbank sowie die ebenfalls um Finanzierung angefragte Osteuropabank die Entscheidung zurückstellen. "Bevor die Banken über eine Finanzierung entscheiden können, muss Rio Tinto vor allem nachweisen, wie die Mine sich auf die knappen Wasserreserven in der Gobi auswirkt und dass trotz Mine genug Wasser für die Nomaden und das Ökosystem übrig bleibt. Die Bundesregierung muss sich in beiden Banken für diese Linie einsetzen", forderte Richter.
Neben der Weltbank und der Osteuropabank wollen sich nach Angaben der Umweltschützer die Exportkreditagenturen US Ex-Im Bank, Export Development Canada, Australiens Export Finance and Insurance Corporation sowie die Banken Standard Chartered und BNP Paribas beteiligen.
Die Analyse wurde von folgenden Organisationen durchgeführt: Accountability Council (US), Bank Information Center (US), CEE Bankwatch Network, London Mining Network (UK), OT Watch (Mongolei), Sierra Club (US) und urgewald (Deutschland). Sie wurden von unabhängigen Experten dabei unterstützt. Die gesamte Analyse kann hier herunter geladen werden: http://www.bicusa.org/proxy/Document.103001.aspx