ilo 100Genf. - 45 Prozent aller Hausangestellten weltweit haben nicht einmal das Anrecht auf einen freien Tag in der Woche. Und mehr als ein Drittel der in diesem Beruf arbeitenden Frauen genießen keinerlei Mutterschutz. Das ist das Ergebnis der ersten Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über diesen Sektor, der am Mittwoch in Genf veröffentlicht worden ist.

Dem ILO-Bericht zufolge arbeiten mindestens 52 Millionen Menschen auf der Welt als Hausangestellte, die meisten davon Frauen. Da die normalen Arbeitsgesetze den Hausarbeitssektor meist nicht abdecken, stehen Hausangestellten kaum rechtliche Möglichkeiten offen, bessere Bedingungen oder Löhne durchzusetzen. Fast 30 Prozent sind vollständig von der jeweiligen nationalen Arbeitsgesetzgebung ausgeschlossen und nur ein Zehntel ist rechtlich mit Arbeitnehmern im formellen Sektor gleichgestellt. Die gleichen Mindestlohnregeln wie für andere Arbeitnehmer gelten für rund die Hälfte aller Hausangestellten.

Seit Mitte der 1990er-Jahre ist die Zahl der Hausangestellten um 19 Millionen gestiegen, so die ILO-Studie. Viele von ihnen migrieren aus anderen Ländern, um Arbeit zu finden. Besonders sie leiden unter dem mangelhaften rechtlichen Schutz.

"Die fehlenden Rechte, die extreme Abhängigkeit vom Arbeitgeber und der isolierte und ungeschützte Arbeitsplatz – all dies macht Hausangestellte besonders anfällig für Ausbeutung und Missbrauch", erklärte die stellvertretende ILO-Generaldirektorin Sandra Polaski.

Im Juni 2011 hatten die Mitgliedsstaaten der ILO, einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen, eine Konvention über menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte beschlossen. Sie tritt im September 2013 in Kraft. Diese Arbeitsnorm soll sicherstellen, dass Hausangestellte die gleichen Arbeitsrechte genießen wie andere Arbeitnehmer – etwa in Bezug auf Arbeitszeiten, Urlaub, Sozialversicherung und das Recht auf gewerkschaftliche Vertretung.

Die deutsche Bundesregierung hat inzwischen die Prüfungen zur Ratifizierung abgeschlossen. Die Direktorin der ILO Deutschland, Sabine Baun, begrüßte, dass die Regierung das Ratifizierungsgesetz zur Konvention Nr. 189 dem Bundestag in Kürze vorlegen will. "Dies ist ein wichtiges Signal, auch weil Deutschland damit zu den ersten europäischen Ländern gehören wird, die die Konvention ratifizieren", so Baun.

Angaben des Statistischen Bundesamtes zufolge arbeiten in Deutschland etwa 712.000 Hausangestellte. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) schätzt allerdings, dass 2,6 Millionen deutsche Haushalte regelmäßig Hausangestellte auf Teilzeitbasis beschäftigten. 90 Prozent der Beschäftigung finde demnach auf irregulärer Basis statt: ohne Arbeitsvertrag, ohne Anmeldung, ohne Sozialversicherung und Steuerabgaben. Selbst unter den angemeldeten Arbeitsverhältnissen sei prekäre Beschäftigung der Normalfall.

Der jetzt vorgelegte ILO-Report soll eine Grundlage liefern, anhand derer sich Verbesserungen in einer Branche messen lassen, in der weltweit immerhin 7,5 Prozent aller Frauen beschäftigt sind. In Asien und Lateinamerika, wo jeweils rund 20 Millionen Hausangestellte gezählt werden, ist der Anteil wesentlich höher. Da es sich häufig um nicht offiziell gemeldete Arbeit handelt, seien die Angaben eher noch zu niedrig gegriffen, so die ILO. In Wirklichkeit könnten die Zahlen um einige Zehntausend höher liegen. So seien auch Kinder unter 15 Jahren darin nicht enthalten. Für das Jahr 2008 schätzte die ILO die Zahl der Kinder, die in fremden Haushalten arbeiten müssen, auf 7,4 Millionen.

www.ilo.org


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