misereorBerlin. - Zum Auftakt der Grünen Woche in Berlin warnen das katholische Hilfswerk Misereor und das Forum Umwelt und Entwicklung mit der neuen Studie "Business Case Hungerbekämpfung" vor einer einseitig geführten Debatte um Agrarinvestitionen. Die Studie untersucht die Risiken von Großinvestitionen durch das Agrobusiness für die Sicherung der Ernährung.

"Wir brauchen nicht einfach mehr Investitionen in Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung, sondern die richtigen Investitionen", sagte Jürgen Maier, Geschäftsführer des Forums Umwelt und Entwicklung: "Wir erleben immer wieder, wie Saatgutkonzerne und Supermarktketten in Entwicklungs- und Schwellenländern die Ressourcenkontrolle von Bauern gefährden und Kleinhändler verdrängen. Wir dürfen uns die Risiken von Großinvestitionen nicht einfach schönreden."

"Die Agrar- und Ernährungsindustrie stellt sich zunehmend als wichtigster Akteur im Kampf gegen den Hunger in der Welt dar", so der Autor der Studie und Misereor-Experte Benjamin Luig. "Wenn die größten Nahrungsmittelkonzerne der Welt mit Kleinbauern aus Afrika, Asien und Lateinamerika direkte Lieferverträge haben, dann sei das an sich noch keine Investition in Ernährungssicherung, sondern beinhalte für die Bauern auch ernsthafte Risiken.

Leider werde aber genau dies von mächtigen privaten Finanzgebern wie der Stiftung von Bill Gates, der in diesen Tagen mit der Bundesregierung die weitere strategische Zusammenarbeit erörtert, vorangetrieben, erklärte Luig. "Es ist beunruhigend, wenn auch die deutsche Bundesregierung Agrobusiness mit Hungerbekämpfung gleichsetzt und die Agrar- und Lebensmittelkonzerne in diesem 'Geschäft' unterstützt."

Die Studie "Business Case Hungerbekämpfung" untersucht die Risiken und die Reichweite sogenannter "inklusiver Geschäftsmodelle", mit der Agrar- und Lebensmittelkonzerne Kleinbauern in ihre Wertschöpfungsketten integrieren. Diese Modelle beinhalteten aufgrund ungleicher Verhandlungsmacht einerseits hohe Kosten und Risiken für die Bauern und erreichten andererseits maximal 10% der Kleinproduzenten.

In der Studie heißt es, die Herstellung von Ernährungssicherheit erfordere in erster Linie günstige Rahmenbedingungen für bäuerliche Investitionen sowie eine umfassende Strategie zur Stärkung der Verhandlungspositionen von Kleinproduzenten innerhalb von Wertschöpfungsketten.   

Die Studie wurde anlässlich des Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) veröffentlicht, auf dem vom 17. bis zum 19. Januar 2013 internationale Agrarminister, Bauernverbände, Wirtschaftsvertreter und Zivilgesellschaft parallel zur Grünen Woche in Berlin über Zukunftsfragen der Landwirtschaft diskutieren. Thema sind dieses Jahr "Verantwortliche Investitionen in Agrar- und Ernährungswirtschaft".    

www.misereor.de  
www.forumue.de


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