evbZürich. - Die Erklärung von Bern (EvB) hat dem Schweizer Rohstoffkonzern Trafigura vorgeworfen, in undurchsichtige Geschäfte mit regimenahen Unternehmen  in Angola verwickelt zu sein. Der drittgrösste Konzern der Schweiz trage dadurch dazu bei, "dass die angolanischen Autokraten immer reicher werden, während die Bevölkerung weiter verarmt". EvB-Recherchen enthüllten ein komplexes Interessengeflecht aus dubiosen Beteiligungen, Offshore-Firmen und Generälen, die den Argwohn der Justiz geweckt haben.

Die Schweiz muss korruptionsanfällige Geschäftspraktiken ihrer Unternehmen verunmöglichen, sonst werde sie zur Komplizin bei der Plünderung der natürlichen Reichtümer armer Länder, mahnt die EvB in ihrem Bericht. Die Erdölvorkommen Angolas hätten dem Land zwar ein enormes Wirtschaftswachstum und der Präsidententochter Isabelle dos Santos kürzlich sogar die Schlagzeile "Erste Milliardärin Afrikas" beschert. Zugleich habe aber die extreme Armut nach Angaben der Weltbank sogar noch zugenommen.

Der Grund: Das seit über 30 Jahren von José Eduardo dos Santos mit eiserner Hand regierte Land "ist eines der korruptesten", so die EvB. Der Internationale Währungsfonds etwa sorge sich um jene 31,4 Milliarden Dollar, die allein von 2007 bis 2010 zwischen der nationalen Ölgesellschaft Sonangol und dem Staatshaushalt verschwunden seien. Um in Angola lukrative Verträge an Land zu ziehen, mache der in Luzern und Genf ansässige Rohstoffriese Trafigura seit 2009 gemeinsame Sache mit General Leopoldino Fragoso do Nascimento, kurz "Dino", einer Schlüsselfigur in Luandas autoritärer Regierung.

General Dino ist nach den Recherchen der EvB zugleich Sonderberater des Militärchefs im angolanischen Präsidialamt und Direktor von Cochan PTE in Singapur, einer hundertprozentigen Tochter von Cochan (Bahamas), die im Jahre 2009 ein Joint Venture mit Trafigura schloss. In der dadurch entstandenen DTS Holding (Singapur) fungierten Dino und der in Genf wohnhafte Trafigura-Präsident Claude Dauphin Seite an Seite als Direktoren.

Offiziell sei DTS Holdings zwar ein Logistik- und Infrastrukturanbieter, ihr Hauptgeschäft sei aber das Erdöl. Das Joint Venture profitiere von einem bemerkenswerten Vertrag, so die EvB: Es exportiere angolanisches Rohöl (in unbekannter Menge) und versorge das Land seit 2009 dafür exklusiv mit allen für den Binnenverbrauch benötigten Erdölerzeugnissen. Der Wert dieses pikanten Monopols werde auf 3,3 Milliarden Dollar geschätzt.

Auch eine angolanische Firma trägt laut EvB den Namen Cochan. Es gebe Indizien, dass sie ebenfalls mit Dino in Verbindung stehe. Cochan (Angola) habe sich unter dem Namen Pumangol mit der wichtigen Trafigura-Tochter Puma Energy zu einem Joint Venture zusammengeschlossen, welches von Dos Santos persönlich "Investitionsverträge" in Höhe von 931 Millionen Dollar ermöglicht bekommen habe. Auf dieser Grundlage betreibe Pumangol heute landesweit ungefähr 60 Tankstellen mit einem Tagesumsatz von einer Million Dollar.

"An der Spitze von Cochan (Angola) stehen zwei andere hohe Amtsträger und enge Vertraute von General Dino und die Firmenadresse in Luanda ist dieselbe wie jene von über 40 anderen Firmen, die alle auch diesem angolanischen Beamten-Trio gehören", berichtete die EvB. Die Geschäfte dieses Trios seien in Portugal Gegenstand strafrechtlicher Ermittlungen wegen des Verdachts auf Geldwäscherei und Steuerbetrug. Wegen ihrer Verbindungen zum selben Personenkreis untersuchten US-Justizbehörden die Aktivitäten der texanischen Cobalt International Energy.

Aus der Sicht der EvB sind solche Verflechtungen mit suspekten Figuren autokratischer Eliten politisch hoch riskant. Die EvB erwartet, dass der Schweizer Bundesrat im angekündigten Grundlagenbericht zur Rohstoffbranche der Schweiz "die hohen Korruptionsgefahren aufzeigt und sich dazu bekennt, diese entschieden zu bekämpfen".

www.evb.ch


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