schuldenreport2013 100Berlin. - Die Kindernothilfe und erlassjahr.de haben am Mittwoch den Schuldenreport 2013 vorgestellt. In der fünften Ausgabe des Berichts, der genau am 60. Jahrestag des Londoner Schuldenabkommens erscheint, liegt der Schwerpunkt auf dem Abkommen, das 1953 den Grundstein für eine nachhaltige Entschuldung Deutschlands legte und so erheblich zum deutschen Wirtschaftswunder beitrug. Der Schuldenreport gibt aber auch einen Überblick zum Stand der Verschuldung der ärmsten Länder der Welt.

"Die Behandlung Deutschlands damals in einer weit weniger dramatischen Situation wäre für Staaten wie Griechenland heute ein Glücksfall", erklärte Jürgen Kaiser, Autor des Schuldenreports und Politischer Koordinator von erlassjahr.de. "Durch einen Schuldenschnitt auf ein vernünftiges Maß oder die Anwendung ähnlicher Regelungen wie 1953, hätte Griechenland eine reelle Chance zu wirtschaftlicher Erholung."

Neben dem Schwerpunkt zu 60 Jahren Londoner Schuldenabkommen, gibt der Schuldenreport unter anderem eine Übersicht zum Überschuldungsrisiko der Staaten weltweit, nimmt Deutschlands Rolle als Schuldner und Gläubiger näher unter die Lupe und bietet Hintergründe zum wachsenden Problem der "Geierfonds" im Zusammenhang mit der ebenfalls am 27. Februar zu erwartenden Entscheidung im Fall der Forderungen eines Gläubigers an Argentinien. In detaillierten Länderberichten zu Ecuador und Pakistan berichten der Schuldenreport auch von den Auswirkungen von Entschuldung auf die Menschenrechte, insbesondere von Kindern.

Frank Mischo, Referent bei der Kindernothilfe, stellte fest: "Schulden sind untrennbar mit der Zukunft der Kinder in den ärmeren Ländern verbunden, eine nachhaltige Entschuldung und die Investition der freiwerdenden Mittel etwa im Bildungsbereich können den Unterschied zwischen einer düsteren und einer optimistischen Zukunft nachfolgender Generationen ausmachen."

Die ärmsten Staaten benötigen - unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft - faire und transparente Schuldenverfahren, die besonders den Bildungssektor der sich entwickelnden Länder im Blick haben müssen, so das Hilfswerk. "Von Reformen müssen vor allem die verletzlichsten Gruppen in den hoch verschuldeten Staaten profitieren", sagte Jürgen Thiesbonenkamp, Vorstandsvorsitzender der Kindernothilfe. "Für eine sinnvolle Verwendung der Mittel aus Schuldenerlassen gibt es mittlerweile eine Vielzahl guter Beispiele. Die Verbesserung von Bildungsangeboten ist dabei einer der wichtigsten Aspekte."

In Ecuador beispielsweise hatten ausländische Kredite Anfang des Jahrtausends einen unberechenbaren Schaden für Volkswirtschaft und Entwicklung verursacht: Nahezu 70 Prozent des nationalen Einkommens mussten für die Rückzahlung von Schulden verwendet werden. Die Bildungssituation im Land war gekennzeichnet von hohen Schulabbrecherquoten, schlecht ausgebildeten und unterbezahlten Lehrern sowie einem hohen Grad an Mangelernährung der Kinder.

Nach einer profunden Untersuchung der Finanzsituation ("Schulden-Audit") erließ z.B. Spanien einen Teil der Schulden und Ecuador erklärte sich bereit, die Rückzahlungen aus dem Schuldendienst komplett in den Bildungs- und Energiesektor zu investieren. Das alternative Schuldenmanagement der Regierung, bilaterale Schuldenerlasse und die Reformbestrebungen, so die Kindernothilfe, haben - trotz mancher Rückschläge und Schwachstellen - zu einer deutlichen Verbesserung des staatlichen Bildungssystems beigetragen.

www.erlassjahr.de
www.kindernothilfe.de


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