Köln. - In vielen afrikanischen Ländern nimmt die pro-Kopf Nahrungsmittelerzeugung ab. Bevölkerungswachstum, Urbanisierungsprozesse, Bodenverschlechterung, Ressourcenkonflikte, globalisierte Warenproduktion sowie zunehmende Klimavariabilität sind für diese Trends mit verantwortlich. Das Institut für Ethnologie an der Universität zu Köln erforscht im Rahmen von fünf Verbund-Forschungsprojekten diese drängenden Probleme.
Die Forschungsprojekte werden mit Mitteln in Höhe von insgesamt 1,1 Mio. Euro gefördert und sollen unmittelbar zu den Arbeiten des Kernprofilbereichs IV: "Sozio-ökonomischer, kultureller und politischer Wandel im Globalen Süden" beitragen. Sie sind im Bereich der sozial-ökologischen-Forschung angesiedelt und haben eine Laufzeit von drei bis vier Jahren. Sie sind interdisziplinär ausgerichtet und dienen der Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern aus Europa und Afrika. Die neu eingeworbenen Projekte sollen einen Beitrag dazu liefern, aktuelle Trends besser zu verstehen und Lösungsmöglichkeiten für die Zukunft aufzuzeigen.
Prof. Michael Bollig ist an einem EU-geförderten, prestigeträchtigen Marie Curie Initial Training Network (ITN) beteiligt. Gemeinsam mit Kollegen aus Schweden, England, Frankreich und Belgien beschäftigt er sich in dem Projekt "Resilience in East African Landscapes: Identifying critical thresholds and sustainable trajectories – past, present and future (REAL)" mit der Entstehung und der gegenwärtigen Nutzung von Kulturlandschaften in Ostafrika aus archäologischer, historischer und ethnologischer Perspektive. Die fragmentierte Landnutzung im Norden Kenias und die Globalisierung der Agrarproduktion im zentralen Kenia (am Beispiel der Schnittblumenproduktion) stehen dabei im Zentrum der ethnologischen Forschung.
Ein weiteres Projekt, "Local Institutions in Globalized Societies (LINGS)", das in Langzeitperspektive den Wandel des kommunalen Wassermanagements in Namibia analysiert, wurde nach Angaben der Uni Köln soeben von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für eine weitere Projektphase bewilligt.
Des Weiteren ist Michael Bollig an einer ebenfalls von der DFG geförderten interdisziplinären Forschergruppe (FG1501) "Resilience, collapse and reorganisation in complex coupled social-ecological systems (SES) in Africa (RCR)" beteiligt, in der Natur-, Sozial- und Kulturwissenschaftler gemeinsam daran arbeiten, das Zusammenspiel menschlicher und natürlicher Prozesse in süd- und ostafrikanischen Savannen zu dokumentieren und zu analysieren. Bollig befasst sich dabei unter anderem mit den Folgen der rasanten Ausbreitung invasiver Pflanzenarten auf bestehende Landnutzungsmuster und mit den sozialen Dynamiken im Umfeld der global orientierten Schnittblumenindustrie am Lake Naivasha/Kenia.
In derselben Forschergruppe hat Dr. Clemens Greiner gemeinsam mit Kollegen der Geographie der Universität Bonn Gelder für eine Arbeitsgruppe eingeworben, die erforschen will, wie sich die Wanderungsbewegungen zwischen städtischen und ländlichen Räumen in Kenia und Südafrika auf die Ressourcennutzung in den Herkunftsregionen der Wanderarbeiter auswirken.
Greiner ist zudem Leiter des ethnologischen Teilprojektes "Wetlands in East Africa – Reconciling future food production with environmental protection", eines Verbundprojektes zur Globalen Ernährungssicherung (GlobE). Das Projekt, das aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert wird, beschäftigt sich mit der zunehmenden Bedeutung von Feuchtbiotopen in Trockengebieten (wetlands in drylands) und ihrer Rolle für die Ernährungssicherung in Kenia, Ruanda, Tansania und Uganda.
Wissenschaftler aus deutschen und afrikanischen Universitäten erforschen dabei landwirtschaftliche Ertragspotentiale und Szenarien der Nachhaltigkeit bestehender und zukünftiger Nutzungsformen. Gender, Gesundheitsaspekte, peri-urbaner Landnutzungswandel sowie die sich verändernden institutionellen Rahmenbedingungen stehen dabei im Fokus der ethnologischen Forschung.
www.uni-koeln.de