egBerlin. - Die Bundesregierung friert aufgrund des gewaltsamen Vorgehens der Staatsmacht in Ägypten 25 Millionen Euro Hilfsgelder für das norafrikanische Land ein. Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) habe ein Kooperationsprogramm für Klima- und Umweltschutz gestoppt, berichtete Spiegel Online am Freitag. 15 Millionen Euro davon könnten syrischen Flüchtlingen in Jordanien zugute kommen.

Niebel betonte laut ZDF, die Bundesregierung wolle in den Bereichen Wasser- und Energieversorgung sowie Stärkung von Demokratie und Menschenrechten aktiv bleiben. Ansonsten würde man "diejenigen bestrafen, die ein neues, demokratisches Ägypten wollen".

Das Auswärtige Amt verschärfte seine Reisehinweise für Ägypten. Die Lage in der Hauptstadt Kairo sei "sehr zugespitzt", sagte ein Sprecher des Ministeriums am Freitag in Berlin. Das Reiseunternehmen TUI stornierte alle Reisen nach Ägypten.

Auch die Niederlande überdenken Medienberichten zufolge ihre Hilfe für Ägypten. Entwicklungsprojekte zur Förderung von Menschenrechten, der Verwaltung und Wasserversorgung in der Größenordnung von rund acht Millionen Euro seien eingefroren worden, sagte Außenminister Frans Timmermans.

Bei der gewaltsamen Räumung von Protestlagern der Muslimbruderschaft in Kairo durch Sicherheitskräfte und bei Unruhen im ganzen Land waren am Mittwoch nach Angaben der Übergangsregierung mindestens 578 Menschen getötet worden. Die Muslimbrüder sprachen hingegen von mehr als 2.200 Toten allein in Kairo.

Nach dem Freitagsgebet setzten Anhänder der Muslimbrüder ihre Proteste fort. Die Muslimbrüder hatten ihre Anhänger zu einem "Tag der Wut" aufgerufen. Hunderttausende Menschen versammelten sich allein in Kairo. Militär und Sicherheitskräfte gingen gewaltsam gegen die Menge vor. Nach ersten Berichten wurden erneut zahlreiche Menschen getötet.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte nach einem Telefonat mit Frankreichs Präsident François Hollande, die Bundesregierung werde angesichts der jüngsten Entwicklung ihre Beziehungen mit Ägypten "auf den Prüfstand stellen".

Von der Eskalation der Gewalt in Ägypten waren in den vergangenen beiden Tagen auch Misereor-Partner in Oberägypten betroffen: Am Mittwoch und Donnerstag griff eine Gruppe bewaffneter Männer den Campus der Hilfsorganisation Jesuit and Brothers Development Association (JBA) in der Stadt Al-Minya an und zerstörte ihn weitestgehend. Sie bedrohten Misereor zufolge die Angestellten der Organisation, plünderten die Büros und andere Teile der Gebäude, stahlen Computer, Möbel und Geld und setzten das Gebäude dann in Brand.  

Seit vielen Jahren engagiert sich JBA in mehreren Städten Ägyptens für die Verbesserung des Bildungssystems besonders in armen städtischen Randgebieten. Dazu gehören u. a. Aus- und Weiterbildungsprogramme für Lehrer und Schüler, Kindergärten und Alphabetisierungskurse.   

"Die Angreifer haben auch unsere Autos und Busse in Brand gesetzt, die Bibliothek und der Kindergarten sind völlig zerstört", berichtete ein Angestellter der Organisation. "Seit Jahrzehnten arbeiten wir, Muslime und Christen, hier zusammen. Unsere Tore waren immer geöffnet. Die Menschen aus der Nachbarschaft, egal welcher Konfession, kommen hierher, vertrauen uns ihre Kinder an und nehmen an unseren Weiterbildungsprogrammen teil. Wir sind erschüttert, dass diese Arbeit aus politisch motivierten Gründen jetzt zunichte gemacht wird."

Am Samstag bestätigte das Bundesministerium für Wirtschaft in Berlin einen Pressebericht, demzufolge die Bundesregierung beschlossen hat, alle Entscheidungen über Ausfuhrgenehmigungen für Rüstungsgüter nach Ägypten auf Eis zu legen. Es werde zudem geprüft, wie mit bereits genehmigten Waffenexporten verfahren werden soll.

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